Für deutsche Investoren sprechen viele Punkte für ein Engagement in Österreich – speziell in Wien. Langfristig orientierte Anleger mögen vor allem keine Überraschungen.
Ende August hat die Corestate Capital AG einen der drei Wohnhaustürme des Neubauprojektes Triiiple in Wien gekauft, jetzt folgte bereits der nächste Deal in der Stadt. Das Unternehmen erwarb das Micro-Living-Projekt der UBM im QBC mit insgesamt 131 Serviced Apartments auf einer Gesamtfläche von rund 8600 Quadratmetern. „Wien ist für uns ein sehr attraktiver Markt“, erklärt Corestate Chief Investment Officer Thomas Landschreiber. Und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Landschreiber verweist in diesem Zusammenhang auf die immense Nachfrage nach neuem modernen Wohnraum: „Dies verdeutlicht auch die hohe Anzahl an Wohnungsreservierungen, die uns bereits vor Baustart des Projekts Triiiple vorliegen“, sagt er. Auf Wien beschränken will man sich dabei aber nicht: „Wir sehen ähnliche Möglichkeiten auch in anderen österreichischen Universitätsstädten“, betont Landschreiber.
Neuer lokaler Standort
Die deutsche Investmentgesellschaft Warburg-HIH hingegen will sich bei ihren Aktivitäten vorerst auf die Bundeshauptstadt konzentrieren. Mit rund 600 Millionen Euro ist sie hier bereits investiert, und ein eigener Standort, der vor Kurzem eröffnet wurde, soll die Präsenz auf dem Markt noch einmal stärken. Andreas Schultz, Geschäftsführer Warburg-HIH Invest und verantwortlich für den Bereich Transaktionsmanagement International, ist überzeugt: „Es ist für uns besser, lokale Mitarbeiter zu haben.“ Dazu gehört auch der Warburg-HIH-Invest-Austria-Geschäftsführer Martin Sabelko, der auf ein ausgedehntes Netzwerk auf dem heimischen Markt verweisen kann. Die Ziele, die sich Sabelko gesetzt hat, sind ambitioniert. „Geplant ist, das Investitionsvolumen zeitnah zu verdoppeln.“ Also 1,2 Milliarden Euro. Er selbst gibt sich dafür zwischen zwölf und 24 Monate Zeit, abhängig von der Größe der Objekte und der „Gunst der Stunde“. Für Schulz passt der österreichische Markt bestens in die Unternehmensstrategie: „Wir sind die Dienstleister unserer Investoren, und die schätzen Stabilität, wenig Überraschungen und sind langfristig orientiert.“ Als weitere Vorteile nennt er die Nähe zu Deutschland, die Affinität der deutschen Investoren zu Österreich und die bauliche Qualität der Objekte.
Wenn Schultz den heimischen Markt gleichzeitig als „langweilig“ bezeichnet, sei das also durchaus positiv gemeint und entspricht den eigenen Investitionsvorgaben: „Wir spekulieren hier nicht auf steigende Mieten um 20 Prozent.“ Dass auch der Mitbewerb an Immobilien made in Austria interessiert ist, wird durchaus als Vorteil angesehen: „Bei der Auswahl unserer Märkte spielt auch deren Attraktivität für andere Marktteilnehmer eine Rolle. Es ist schließlich nicht unerheblich zu wissen, ob man die Objekte im gegebenen Fall wieder gut verkaufen kann.“
Die Immobilien-Assets unter dem Management der Allianz Real Estate summieren sich auf über 50 Milliarden Euro. „Innerhalb Europas haben wir besonders die großen Metropolen im Blick“, erklärt Annette Kröger. „Dazu gehört natürlich auch Wien.“
Sicherheit vorrangig
Die CEO der Allianz Real Estate Germany, die auch für Österreich verantwortlich zeichnet, hat sich zuletzt das Büroprojekt Icon am neuen Zentralbahnhof gesichert und ist jetzt mit zwei Bürogebäuden und einem Shoppingcenter in der österreichischen Hauptstadt vertreten. Krögers Aufgabe ist es, für die Allianz-Versicherungsgesellschaften sichere und rentierliche Immobilieninvestitionen zu akquirieren und diese erfolgreich zu vermieten und zu betreuen. Die guten Fundamentaldaten Österreichs und eine hohe Stabilität im Wiener Markt machen für sie Immobilieninvestments besonders attraktiv: „Der Wiener Immobilienmarkt ist in Bewegung. Er ist und bleibt ein bedeutsamer Markt für Immobilieninvestitionen der Allianz“, sagt Kröger. Vor allem der Mikrostandort rund um den neuen Wiener Hauptbahnhof sei aufgrund seiner zentralen Lage, Infrastruktur und Urbanität „aktuell sehr spannend“.
Sowohl Allianz als auch Corestate können bereits auf Forward Deals verweisen, bei Warburg kann man sich Ähnliches vorstellen: „Forward Deals macht man ja nicht auf einem unsicheren Boden“, sagt Schultz. „Das Vertrauen in den Markt ist jedenfalls da.“
INFO
Was internationale Investoren am Wiener Markt schätzen:
? gute Fundamentaldaten für Österreich, ? hohe Lebensqualität,
? stabiles Transaktionsvolumen,
? im europäischen Vergleich geringe Leerstandsraten,
? große Wiederverkaufsmöglichkeiten,
? stabile Mietpreise,
? hohe bauliche Qualität der Projekte.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2017)