Wohngeschichte

Hofhaus in Wien Landstraße: Wo Fooddesignerin Titi Laflora lebt und arbeitet

Blick in den Wohnraum mit Essplatz und Kamin(bank) (links), Terrassenplatz im „Hofgarten“ (rechts).
Blick in den Wohnraum mit Essplatz und Kamin(bank) (links), Terrassenplatz im „Hofgarten“ (rechts).(c) Doris Barbier
  • Drucken

Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Designer Michael Holzer, und Sohn wohnt Titi Laflora in einem adaptierten Hinterhofhaus in der Baumgasse.

"Ich liebe die offene Atmosphäre des Lofts, den großzügigen Raum, das Grün überall, obwohl wir mitten in der Stadt sind“, schwärmt die Fooddesignerin Titi Laflora von der Wohnung im klassischen Wiener Hinterhofhaus in der Baumgasse, das mit einer Fassade in Schönbrunner Gelb prunkt und mit einer bewegten Geschichte aufwarten kann: Vor langen Jahren diente es den Kutschern als Fuhrwerkerhaus, später waren hier in dieser Gegend viele Handwerksbetriebe ansässig: Im Souterrain befand sich eine Tischlerei, im Erdgeschoß des Hauses ein Malerbetrieb und im ersten Stock eine Faltbootfabrik.

Wohnen auf zwei Ebenen

Die gesamte Wohnfläche auf den zwei großzügig gestalteten Etagen beträgt rund 300 Quadratmeter – viel Platz für die dreiköpfige Familie. Gegenüber befindet sich noch ein 140 Quadratmeter großes Souterrain, das Laflora und ihrem Mann, dem Designer Michael Holzer, als Werkstatt dient. Der „Hofgarten“ dazwischen, der vor allem in der warmen Jahreszeit zum Einsatz kommt, wird von der Familie liebevoll begrünt. Im Erdgeschoßatelier entwickelt Laflora ihre Foodprojekte und essbaren Installationen für kleine und große Anlässe. „Themen und Inhalte jeder Veranstaltung werden konzeptionell ausgerichtet und durch spezielle Menüs, durch den Geschmack oder den Duft des Essens unterstrichen“, erklärt sie die Details ihrer Tätigkeit.

Kommt man in das geräumige Haus, so wird der Gast gleich direkt in der offenen Küche empfangen. Von hier aus fällt der Blick auf den restlichen Wohnraum, wo ein großer ovaler Tisch Platz für zwölf Personen bietet. Da wird gegessen, gefeiert, aber zwischendurch auch gearbeitet – Fooddesign wird bei den Lafloras schließlich auch im Alltag praktiziert. Die Schlafzimmer sind im hinteren und somit ruhigeren Teil der Wohnung angesiedelt. Bad, WC und ein Raum für Storage sind im vorderen Teil untergebracht.

Work in progress

Das altehrwürdige Haus wurde von Holzer, der hier vor mittlerweile 30 Jahren eingezogen ist, völlig umgebaut. Alle Zwischenwände wurden entfernt, der alte Eichenholzboden freigelegt und renoviert. „Aber fertig gibt's bei uns eigentlich nicht“, erzählt Laflora. Denn nach dem Motto „Veränderung ist immer gut“ passt die Familie ihre Räumlichkeiten an veränderte Bedürfnisse auch immer wieder aufs Neue an. Alles darf hier in stetiger Bewegung, im Umbruch sein. „Wir verbringen viel Zeit hier, arbeiten und leben in diesem Haus, da lebt und arbeitet es quasi mit uns mit. Und es beeinflusst und inspiriert umgekehrt natürlich auch unsere Arbeit, das schätze ich sehr.“

Die Inneneinrichtung zeigt sich dann auch sehr individuell. Nach der Devise „Nichts von der Stange“ wurden die Möbel hauptsächlich von Holzer konzipiert und (um)gebaut. Dazu kommt vieles Verschiedenes, alte Stühle, die im Laufe der Jahre auf Flohmärkten gesammelt wurden, stehen um den Tisch. Erlaubt ist, was gefällt: Lilienporzellan und Keramikschüssel, dazwischen ein paar Blumentöpfe, und teilweise findet man hier dann doch einmal das eine oder andere Element von Ikea, das irgendwann in das bunte Wohnkonzept der Familie integriert wurde. Grundsätzlich ist der Fokus auf Holz als Material gelegt, durch Farbe und Stahlelemente wurden jedoch immer wieder auch neue Akzente gesetzt.

Work in progress statt rigiden Stillebens schön und gut – manches aber wird sich sicher nicht ändern, so Laflora: „Es gibt in unserer Wohnung viele feine Plätzchen.“ Einen Ort liebt sie ganz besonders: „Den Platz am Fenster in der Küche mag ich sehr. Da sitze ich oft, trinke einen Kaffee, rauche eine Zigarette und denke nach über dies und das.“

ZUM OBJEKT, ZUR PERSON

Das ehemalige Fuhrwerkerhaus im Bezirk Landstraße bietet Wohn- und Arbeitsraum auf rund 300 m2. Neue Eigentumswohnungen kosten im dritten Bezirk zwischen 3014 und 5440 Euro/m2, gebrauchte 2100 bis 4561,6 Euro/m2. Für eine Mietwohnung zahlt man zwischen 8,1 und 11,8 Euro/m2.

Titi Laflora ist als Fooddesignerin tätig, etwa beim Kinder-Feriencamp „Yummy Crazy Funny“. Web: www.titilaflora.net.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Das Haus der Familie Brettermeier in Zell am See.
Wohngeschichte

Zell am See: Nah am Wasser gebaut

Wie richten sich Hoteliers ganz privat ein? Ein Besuch im neuen Domizil der Hotelierfamilie Brettermeier auf der Südseite des Zeller Sees in Salzburg.
Unterberger vor seinem Atelier in Bad Ischl.
Wohngeschichte

Holz, Glas, Beton: Künstlerdomizil in Bad Ischl

Künstler Stephan "Etienne" Unterberger lebt und werkt seit 2016 im Buchenhof in Kreutern – mit Blick auf die Katrin, den „Herzberg “ der Stadt im Salzkammergut.
Pâtissière Alexandra Marischka in ihrer Wohnung in Wien-Leopoldstadt.
Wohngeschichte

Zwischen Ordnung und Charme

Lebenselixier Urbanität. Vor sieben Jahren hat Pâtissière Alexandra Marischka im zweiten Wiener Bezirk ihre Zelte aufgeschlagen.
Wohngeschichte

Slow Living in Retz

Eine Vorarlbergerin und ein Wiener sind dem spröden Charme des Weinviertels verfallen. Sie haben die Atmosphäre eines Hauses in der sogenannten Altstadt lieben gelernt.
Thomas Geisler in der Wiener Wohnung seines Partners.
Wohngeschichte

Thomas Geisler: "Ich wohne an zwei Orten"

Der Leiter des Werkraums Bregenzerwald verantwortet den Österreich-Beitrag für die diesjährige London Design Biennale und pendelt zwischen zwei Wohnungen. Vom mobilen Lebensstil und der Kunst, sich dennoch ganz zu Hause zu fühlen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.