Wie richtet sich eine Glücksexpertin ein? Mit Hasen und viel Grün: Ein Blick in die Servitengasse in Wien Alsergrund, ins „Flying Office“ der Psychologin Heide-Maria Smolka.
Dass Heide-Maria Smolka im Herzen des neunten Bezirks gelandet ist, ist reiner Zufall – das zum Wohnen begehrte Servitenviertel kannte sie nur vom Hörensagen. „Ich habe zuvor in Klosterneuburg gewohnt, in einem wunderschönen alten Haus mit großem Garten. Als wir dort ausziehen mussten, wäre ich lieber am Stadtrand bei Wald und Weingärten geblieben.“ Doch im Zuge der Suche wurde der Radius immer größer – bis sie irgendwann mitten in Wien gelandet ist. Per Zeitungsinserat. „Ich war schon etwas verzweifelt, weil ich eine Wohnung wollte, die mir wirklich gefällt. Wohnen hat einen ganz hohen Stellenwert für mich, und da ich sehr viel zu Hause bin, muss sie meinen ästhetischen Ansprüchen genügen.“ Anfangs war es quasi ein Experiment, ob sich die Gärtnerstochter mitten in der Stadt überhaupt wohlfühlen könnte. „Dank der großen Terrasse ist das In-der-Erde-Wühlen kein Problem, mein grüner Daumen ist zufrieden.“
Ein Esstisch mit Geschichte
Die Terrasse bietet 36 m2, die Wohnung 90 m2 Platz zum Wohlfühlen. Im großen, hohen Wohnraum befindet sich auch die – nachträglich eingebaute – Küche, das Schlafzimmer wird im Winter zusätzlich zum Arbeiten genutzt. Zum Beispiel an Vorträgen und Seminaren zum Thema Glücksforschung und -training. „Ich arbeite sehr viel zu Hause. Ich nenne das mein Flying Office, weil das je nach Bedarf neben dem Ofen, mal am Esstisch oder mal auf der Terrasse stattfindet.“
Die Inneneinrichtung ist ein bunter Mix aus Altem und Modernem geworden, zu ihren Lieblingsstücken gehört der große, antike Esstisch: „Da würde es mich wirklich interessieren, wie viele Tonnen Spaghetti hier schon verzehrt wurden, wie viele Geburtstagstorten hier schon standen oder Blumensträuße.“ Einer steht immer auf dem Tisch, er gehört für Smolka dazu zum Wohnen. Zwei Bildchen, die sie von ihrer Großmutter bekommen hat, sind Zutaten für Geborgenheit. Im Wohnzimmer hat sie sich über dem Sofa ein Bild direkt an die Wand malen lassen: „Mein Hase ist nicht von Dürer, sondern von Manfred Veigl. Er ist frech und etwas aufmüpfig und vor allem einzigartig.“
Die Farben sind gedeckt – ein lilafarbenes Sofa, die Küche in Sandfarbe und Weiß mit viel Holz, Parkettboden. Die alten Türen verleihen dem Raum Altbauflair. „Das Atelierfenster mit Blick auf die Kirche und vor allem sehr viel Himmel gibt mir das Gefühl von Geborgenheit und Freiheit zugleich. Ich mag auch den Blick auf den Kahlenberg, diese Weite tut mir gut, das spüre ich.“
Vielfältig und bunt - wie das Leben
So gibt es nicht nur einen, sondern einige beste Plätze. Im Winter neben dem Ofen oder auf dem Sofa, im Sommer auf der Terrasse, „da hab ich auch mein Büro unterm Sonnenschirm“. Die Bepflanzung ist ein bunter Mix aus Sträuchern und Blumen, teilweise mehrjährig. Rosen, Rosmarin, eine Akelei, Lavendel. Sommerblumen dazwischen, um dauerhafte Farbtupfer zu haben, Pelargonien, Sundaville oder ein Zitronenbäumchen finden hier ebenfalls Platz. „Diese wandern dann zum Überwintern hinüber ins Stiegenhaus.“
Es sprießen auch Wildblumen und Kräuter, wie Blutweiderich oder Wiesensalbei, sogar die Brennnessel darf bleiben. Es ist eine gezähmte Wildnis. „Ich mag diese Vielfalt und Buntheit – so ist das Leben.“ Dass die Psychologin viel Zeit und Energie in ihre Pflanzen investiert, versteht sich fast von selbst. Drinnen sind nur ein großer Stock und der Blumenstrauß auf dem Tisch zu servicieren. Draußen dafür der große Rest. „Jeden Tag werden sie gegossen – manche heiklen Pflanzen bei großer Hitze sogar zweimal täglich.“ Bewässerungsanlage mag sie sich keine anschaffen. „Ich gieße ganz gern, es hat etwas Meditatives. Außerdem sehe ich dabei immer, was es aktuell zu tun gibt: umtopfen, abschneiden, aufbinden; das macht mich glücklich.“
Was aus ihrer Sicht generell zum glücklich Wohnen beiträgt? „Das Umfeld und der Wohnort müssen der Person entsprechen: Größe, Farben, Stil, Umgebung.“ Ob minimalistisch oder barock, ob lieblich oder straight, ob alt oder modern, ob Stadt oder Land, ob Haus oder Wohnung, das hänge natürlich von den aktuellen Wünschen und Bedürfnissen ab. Wohnen verändert sich zudem mitunter mit den Lebensphasen – „was natürlich nicht heißt, dass man jedes Mal umziehen muss“.
Zum Ort, Zur Person
1905 vom Architekten Julius Goldschläger geplant, entspricht das Haus mit schmucker Balkonfassade dem prächtigen Gründerzeitstil des Servitenviertels. Innen zeigt sich der gemütlich designte Gegensatz mit einzelnen Akzenten als Hingucker. Gebrauchte Eigentumswohnungen kosten im 9. Bezirk zwischen 2068 und 4870,3 Euro/m2. Heide-Marie Smolka ist Psychologin mit Spezialisierung auf Positive Psychologie.