TV-Konfrontation. Werner Faymann und Michael Spindelegger präsentierten auf Puls 4 viel Bekanntes und verzichteten weitgehend auf gegenseitige Angriffe.
Wien. Die Ausgangslage war nicht einfach für Michael Spindelegger. Nach widersprüchlichen Aussagen zu Wirtschaftsstandort, Frauenpensionen und Arbeitszeit-Flexibilisierung war die ÖVP schon merkbar unter Druck geraten. Im ersten TV-Duell am Montagabend für den Privatsender Puls 4 lag es am ÖVP-Chef, das Steuer wieder herumzureißen. Doch wie sollte man den Auftritt anlegen?
Spindelegger entschied sich gegen eine aggressive Variante. „Die Gier der SPÖ" und „Lügenkanzler Faymann" hatten seine Ministerinnen Maria Fekter und Johanna Mikl-Leitner im Vorfeld getönt. Der ÖVP-Chef wischte die Verbalinjurien gekonnt weg. Und beschränkte sich lieber darauf, jene Botschaften zu trommeln, die er in den vergangenen Wochen schon landauf, landab vorgebracht hat. Also: Die Wirtschaft gehört entfesselt, die Unternehmer müssen wieder Lust bekommen, Arbeitsplätze zu schaffen. Lohnnebenkosten sollten gesenkt, die Exporte angekurbelt werden.
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„Fesseln verteidigt"
SPÖ-Chef Werner Faymann blieb der Part überlassen, die „Fesseln" zu verteidigen: Nur eben, dass er sie nicht Fesseln, sondern „Regeln" nennt. „Ich bin dagegen, dass der Staat sich zurück zieht." Gerade im Bereich des Finanzmarktes müsse es Regeln geben.
Ein bisschen Konfrontation gab es dann doch: Spindelegger warf der Stadt Wien vor, bei der Umsetzung der Mindestsicherung zu lasch zu sein und Missbrauch zu ermöglichen. Faymann wollte von Missbrauch nichts wissen („Die Mindestsicherung ist keine Hängematte") und pochte darauf, dass es sich das zweitreichste Land Europas wohl leisten müsse, etwas gegen Armut zu tun.
Spindelegger an der Strafraum-Grenze:
Auf Twitter wurde heftig über das "tänzelnde" Auftreten von VP-Chef Spindelegger und das Duzen der beiden Kontrahenten diskutiert.
Streit um Gymnasien
Beim Thema Bildung bewegten sich Faymann und Spindelegger auf seit Jahrzehnten festgefahrenen Positionen: Der SPÖ-Chef plädierte für eine gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen, während der ÖVP-Obmann die Gymnasien beibehalten will.
Die Ganztagsschule wollen beide ausbauen, wobei allerdings Spindelegger eher auf der Bremse steht: Wenn sich herausstellen sollte, dass kein Bedarf gegeben sei, müsse man auch mit dem derzeitigen Ausbau zufrieden sein.
Einig waren sich die beiden Kontrahenten jedenfalls in einer Frage: Das Lehrerdienstrecht gehört umgesetzt. Wobei die Geduld Faymanns mit der Lehrergewerkschaft geringer zu sein scheint: „Irgendwann muss Schluss der Diskussion sein."
Die große Koalition fortsetzen
Einig waren sich Faymann und Spindelegger auch in einer entscheidenden Frage: Sie wollen die Zusammenarbeit nach dem 29. September fortsetzen. Der ÖVP-Chef bot Faymann den Posten des Vizekanzlers an (in Erwartung, selbst Nummer eins zu werden). Auch Faymann sprach sich für eine SPÖ-ÖVP-Koalition aus.
Was die beiden für den Job qualifiziert? Spindelegger nahm für sich in Anspruch, die Österreicher mitreißen zu können, während Faymann glaubt, in der Krise bewiesen zu haben, dass er das Land gut führen kann.
Puls 4 setzte bei seinem TV-Duell vor allem auf Publikumsfragen: Zuseher gaben die Themen vor, die Kommentatoren Corinna Millborn und Peter Rabl versuchten sich in kritischen Nachfragen. Zu echten Antworten kam es ebenso selten wie zu einem echten Dialog der beiden Kandidaten, man sprach eher aneinander vorbei - was noch dadurch verstärkt wurde, dass nur Kurzstatements abgegeben werden durften.
Und wer war der Sieger des ersten Duells? Für die Parteisekretariate natürlich der jeweils eigene Kandidat. Puls 4 versuchte aber auch noch dazu ein Ergebnis zu liefern. Eine aktuell durchgeführte OGM-Umfrage brachte unterschiedliche Ergebnisse: Bei Wirtschaftsthemen hatte ÖVP-Chef Spindelegger die Nase vor, bei Pensionen und Steuern wurde Bundeskanzler Faymann mehr Kompetenz zugeordnet.
TV-Termine
Am 29. August beginnt der ORF mit der Übertragung von 15 TV-Duellen. Moderatorin: Ingrid Thurnher. Die Duelle werden im Doppelpack gesendet. Ausnahme: Das Kanzlerduell zwischen Werner Faymann und Michael Spindelegger am 24. September.
Auf „Puls 4“ stellen sich Eva Glawischnig (2. 9.), Frank Stronach (9. 9.) Michael Spindelegger (15. 9.), Heinz-Christian Strache (16. 9.) und Werner Faymann (23. 9.) jeweils um 20.15 Uhr. Bei den „Elefantenrunden“ der beiden Sender wollen Faymann und Spindelegger nicht dabei sein.