"Martialische Trommler" spielten auch für ÖVP

 Die Delegierten während dem Wahlkampfauftakt der Tiroler FPÖ zur Landtagswahl 2018
Die Delegierten während dem Wahlkampfauftakt der Tiroler FPÖ zur Landtagswahl 2018APA/EXPA/STEFAN ADELSBERGER
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Landeshauptmann Platter kritisiert die "dunklen Gestalten" der Trommlergruppe, die beim FPÖ-Wahlkampfauftakt gespielt hatte, will aber nicht die Trommler, sondern die FPÖ kritisiert haben. Auch Politologen üben Kritik. Die Gruppe verteidigt sich: Man stehe keiner Partei nahe.

Eine Trommlergruppe, die beim Wahlkampfauftakt der Freiheitlichen aufgetreten ist, sorgt nachträglich für unfreundliche Töne in der Tiroler Innenpolitik - und darüber hinaus. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) stieß sich nämlich an dem "martialischen Auftritt" und den "dunklen Gestalten". Der Innsbrucker Politologe Bernhard Natter pflichtete dem Landeschef im "Standard" bei: "Die großen Trommeln, die uniforme Kleidung – es wird bewusst damit gespielt." Rechtsextremismus-Experte Reinhold Gärtner nannte die Choreografie der Tiroler Blauen "problematisch".

FPÖ-Spitzenkandidat Markus Abwerzger wies die Kritik umgehend zurück: Platter sei mit seiner Kritik "schlecht beraten" gewesen, dieser habe in seinem Umfeld "charakterlose Personen". Denn schließlich habe die Volkspartei selbst diese Trommlergruppe mehrmals gebucht. Das bestätigte am Montag auch ein Sprecher der Gruppe: "Wir stehen keiner politischen Partei nahe." Und ja, die Gruppe sei in der Vergangenheit auch schon mehrmals von der ÖVP engagiert worden. "Wir waren unter anderem bei einer Veranstaltung für Othmar Karas und einer für Andreas Khol für den Präsidentschaftswahlkampf im Einsatz", meinte der Sprecher.

"Shows kommen sicherlich nicht aus drittem Reich"

Der Auftritt für die Tiroler FPÖ sei zudem keinesfalls für die Partei maßgeschneidert gewesen - Trommel, Sticks und Kostüme seien bei jedem Auftritt die selben. Zudem seien die Gewänder keine Uniformen, sondern ärmellose Gürtelmäntel, die aus dem asiatischen Raum stammen würden. "Überhaupt kommen die Shows generell aus dem asiatischen Raum und sicherlich nicht aus dem dritten Reich", so der Sprecher. Man werde nun in eine Ecke gedrängt, wo man überhaupt nicht hingehöre.

Die Gruppe werde oft auch für internationale Veranstaltungen gebucht. So ist das "drumatical theatre" schon beim Champions League Finale in Athen und bei der Hallen Leichtathletik WM in Doha aufgetreten. Auch in Ägypten, Jordanien, Italien, Kuwait und in den Niederlanden hatten die Trommler schon Auftritte. Im Jahr 2014 nahmen "drumatical theatre" auch an der deutschen TV-Show "Das Supertalent" teil. In Österreich spielten sie unter anderem beim Nova Rock-Festival, im Silvesterstadel, am Donauinselfest und bei der Starnacht am Wörthersee. Bei einem Parteitag der SPÖ habe die Gruppe ebenfalls bereits gespielt. "Da war es auch kein Problem", sagte der Trommler. 

ÖVP: Kritik nicht an Trommlern, sondern an FPÖ-Inszenierung

In einer Stellungnahme am Montagnachmittag betonte die ÖVP, dass niemand die Trommlergruppe an sich kritisiere, sondern die Art und Weise, wie sich die Tiroler Freiheitlichen inszenieren. "Für jeden, der den Auftakt gesehen hat, ist diese Kritik nachvollziehbar", erklärte Klubobmann Jakob Wolf am Montag in einer Aussendung. Die ÖVP verknüpfte ihre Kritik auch mit der personellen Aufstellung der Freiheitlichen in Tirol. "Fakt ist, dass viele, die Abwerzgers Vorgänger Gerald Hauser aufgrund ihrer problematischen Einstellung aus der Tiroler FPÖ ausgeschlossen hat, unter Markus Abwerzger wieder höchste Parteiämter bekleiden", so Wolf.

Es sei kein Zufall, dass sich die Tiroler FPÖ fast im Wochenrhythmus für Mitglieder und Funktionäre rechtfertigen müsse, die aus ihrer extremen Einstellung kein Geheimnis mehr machen würden, meinte der ÖVP-Klubobmann und nannte etwa den früheren Apothekerkammer-Präsidenten Martin Hochstöger. Gegen ihn waren Ermittlungen wegen eines möglichen Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz geführt worden. Diese wurden mittlerweile jedoch wieder eingestellt. "Wer immer wieder ganz bewusst am extremen rechten Rand segelt und Probleme hat sich klar abzugrenzen, braucht auch nicht das unschuldige Opfer zu spielen", sagte Wolf. In diese Ecke habe Abwerzger sich und seine Partei selbst hineinmanövriert.

Gebuchter Auftritt abgesagt

Für die Trommler-Gruppe hat die Diskussion jedenfalls Auswirkungen. In Zukunft werde man sich ganz genau überlegen, ob man noch einmal bei einer politischen Veranstaltung spiele. Denn, seit dem letzten Auftritt gebe es auf der Facebook-Seite der Trommler zahlreiche Hass-Postings. Ein Auftraggeber wollte auch einen bereits gebuchten Auftritt absagen, hätte es sich im letzten Moment aber doch noch anders überlegt. Der Druck auf die Künstler sei jedenfalls sehr groß.

>>> Bericht im "Standard"

(APA/Red.)

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