"Die Aufregung verstehe ich nicht." Der Vizekanzler zeigt sich empört über den Umgang mit seinem Interview über den Status des Kosovo. Kanzler Kurz zeigt sich gelassen: Strache habe seine Aussagen klargestellt.
Vizekanzler Heinz-Christian Strache bemüht sich seit Tagen, die Aufregung über sein Interview mit der serbischen Tageszeitung "Politika" klein zu halten. Dort hatte der Obmann der FPÖ bekanntlich gesagt, dass der Kosovo ein Teil Serbiens sei. Das sei allerdings anders gemeint gewesen, als es nun so mancher auslege, rechtfertigte sich Strache bereits mehrmals. Am Mittwoch legte er nach: "Die Aufregung verstehe ich nicht", immer wieder werde bei ihm versucht, "künstliche Aufregung zu erzeugen".
Seine Aussage, dass der Kosovo ein Teil Serbiens sei, sei so gemeint gewesen, dass dies die Rechtsansicht Serbiens sei, führte der Vizekanzler aus. Diese Einschränkung findet sich in der deutschen Originalversion des Interviews, die der "Presse" vorliegt, allerdings nicht. Darin heißt es wörtlich: "Kosovo ist zweifellos ein Teil Serbiens." Pikant: Der Sprecher des FPÖ-Chefs hatte das Zitat noch am Sonntag abgestritten, dann aber zurückgerudert.
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Am Mittwoch bekräftigte Strache nun, dass sein Pressesprecher den Text für das schriftliche Interview übermittelt habe - jedoch, ohne dass er ihn gesehen habe. Trotzdem sei aber klar, wenn man den nächsten Satz fertig lese ("Die seinerzeitige Anerkennung durch Österreich haben wir heftig kritisiert, sie ist allerdings jetzt Tatsache und kann wohl nicht mehr geändert werden"), dass er die Rechtsmeinung Serbiens gemeint habe. Schon am Montag hatte der 48-Jährige zu präzisieren versucht: "Die österreichische Regierung hat die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt." Der Rechtsstatus des Kosovo sei jedoch im Sinne der UN-Resolution 1244 noch immer nicht endgültig geklärt worden.
Kurz fordert sachliche Debatte
Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gab sich am Mittwoch auf die Causa angesprochen betont gelassen: Der Vizekanzler habe inzwischen "klargestellt", was österreichische Linie sei und dass er sie "zu hundert Prozent vertritt", sagte Kurz vor dem Ministerrat. "Österreich hat den Kosovo anerkannt", daran werde sich auch nichts ändern. "Ich bin ein Freund und Unterstützer des Westbalkans", betonte der Kanzler weiter. Österreich sei bemüht, einen Beitrag zu leisten, damit sich das Verhältnis zwischen Belgrad und Pristina normalisiere.
Auf die Frage, ob Straches Parteinahme für die serbische Position Österreichs Vermittlerrolle schwächt, antwortete der FPÖ-Chef gleich selbst: Dies sei zurückzuweisen, wenn man von "Realitäten" spreche, "dann ist das nicht Parteinahme". Die serbische Sicht sei eben eine andere, und beispielsweise hätten auch fünf EU-Staaten den Kosovo nicht anerkannt, meinte Strache. "Das Problem ist leider noch nicht nachhaltig gelöst." Er habe aber, unterstrich Strache, "Verständnis für beide Seiten".
Für den FPÖ-Obmann ist Serbien "nicht das Problem, sondern Teil der Lösung". Seiner Ansicht nach sind Belgrad und Prishtina aufgefordert, einen Kompromiss zu suchen, der wohl für beide Seiten schmerzhaft sein werde. Eine Autonomie sei dabei ebenso eine Möglichkeit wie auch andere Lösungen. Ziel müsse jedenfalls eine nachhaltige Lösung sein und dafür müssten beide Seiten eine Entscheidung mittragen. Dafür müsse man alle Seiten anhören und mit allen sprechen.
(Red./APA)