Grasser-Prozess: Erkrankter Makler Plech rückt in den Fokus

 Ernst Karl Plech
Ernst Karl Plech APA/GEORG HOCHMUTH/APA-POOL
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Der Immobilienmakler wird in einem E-Mail eines Mitangeklagten als "Intimus" des früheren Finanzministers bezeichnet. Plech ist seit längerem erkrankt.

Am 28. Verhandlungstag im Korruptionsprozess gegen den früheren Finanzminister Karl-Heinz Grasser, seinen Trauzeugen Walter Meischberger und weitere Angeklagte rückt der mitangeklagte Immobilienmakler Ernst Karl Plech in den Mittelpunkt der Befragung durch Richterin Marion Hohenecker. Es geht darum, welche Rolle Plech, der damals Aufsichtsratschef der Bundesimmobiliengesellschaft BIG war, bei der Einmietung der Finanzbehörden im Linzer Terminal Tower gespielt hat. Damals sollen 200.000 Euro Schmiergeld für Grasser, Meischberger, Plech gezahlt worden sein - die Genannten bestreiten das vehement. Errichter des Towers waren die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich, die Wiener Raiffeisen Leasing und die Baufirma Porr.

In einem Mail eines angeklagten ehemaligen Raiffeisen Leasing-Geschäftsführers steht, dass laut Aussagen des damaligen Porr-Chefs Horst Pöchhacker, der mittlerweile verstorben ist, die Einmietung durch die Finanz so gut wie sicher ist. Dies habe Pöchhacker mit Plech besprochen, der in dem Mail als "Intimus" von Grasser bezeichnet wurde.

Tatsächlich kam im Zuge der Hauptverhandlung auf, dass Grasser in einer Wiener Wohnung von Plech gewohnt hat - laut Anklage ungemeldet. Plech hatte wiederum mit Meischberger gemeinsam ein Powerboot in einem Hafen in Ibiza liegen. Im Prozess wurde Plech von Meischberger als väterlicher Freund skizziert.

Warten auf ärztliches Gutachten

Plech selbst ist auch heute nicht im Großen Schwurgerichtssaal des Wiener Straflandesgerichts anwesend, er ist seit längerem erkrankt. Dem Vernehmen nach wartet Hohenecker auf ein ärztliches Gutachten, das auch in Richtung Verhandlungsunfähigkeit gehen könnte. Plech wäre dann der zweite Angeklagte, der krankheitsbedingt nicht vor Gericht steht. Auch der ehemalige Chef der Raiffeisen Landesbank OÖ, Ludwig Scharinger, ist nach einem Unfall bei einem Jagdausflug in Russland verhandlungsunfähig.

Die ebenfalls mitangeklagte Causa Buwog - also die Privatisierung der Bundeswohnungen unter Grasser, bei der ebenfalls Schmiergeld geflossen sein soll, was der Ex-Finanzminister bestreitet - wird derzeit nicht verhandelt. Hier liegt ein Teilgeständnis von Hochegger vor. Er bestätigte damit teilweise den angeblichen "Tatplan", den es laut Staatsanwaltschaft von Grasser, Meischberger, Plech und Hochegger gegeben hat und der beinhaltete, bei Privatisierungen "mitzuschneiden".

Morgen, Donnerstag, ist noch ein weiterer Verhandlungstag, Prozessbeobachter halten es für möglich, dass dann erstmals Meischberger von Richterin Hohenecker befragt wird. Dann ist eine Woche Prozesspause. Das Verfahren ist zumindest bis Oktober des heurigen Jahres angesetzt, alleine 160 Zeugen wurden beantragt.

(APA)

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