Landesrat Heinrich Schellhorn soll wieder einen Regierungssitz übernehmen - und könnte neuer Parteichef werden. Astrid Rössler tritt als Grünen-Frontfrau zurück.
Nach ihrer Niederlage bei der Landtagswahl haben Salzburgs Grüne erste personelle Weichen gestellt. Sollten die laufenden Regierungsverhandlungen positiv abgeschlossen werden, wird Landesrat Heinrich Schellhorn wieder einen Regierungssitz übernehmen. Landesrätin Martin Berthold übernimmt zunächst den Klubvorsitz im Landtag und will dann Spitzenkandidatin für die Gemeinderatswahl 2019 werden. Landesgeschäftsführer Rudolf Hemetsberger bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht in den "Salzburger Nachrichten", verwies aber darauf, dass die Beschlüsse erst in der Landesversammlung erfolgen müssen, bisher habe es nur Vorgespräche im Vorstand gegeben.
Die Grünen sind bei der Landtagswahl am 22. April von 20,2 auf 9,3 Prozent abgestürzt. Statt sieben wird es künftig nur mehr drei Landtagsmandate geben, aus drei Regierungssitzen wird einer.
Landessprecherin, Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler, wird - wie am Wahlabend angekündigt - zurücktreten. Zudem steht im Frühjahr 2019 die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl in der Landeshauptstadt an, wo seit drei Jahrzehnten Stadtrat Johann Padutsch an der Spitze der Bürgerliste (die Grünen in der Stadt) steht, sich dort zurückziehen wird und die Nachfolge bisher noch ungeklärt war.
Astrid Rössler, Juristin und Expertin für Umweltfragen, gilt als Grüne aus dem Lehrbuch, die mehr als 3500 Kilometer im Jahr Fahrrad fährt und bei Flugreisen den CO2-Ausstoß mit Ausgleichszahlungen kompensiert. Im Wahlkampf versuchte die Spitzenkandidatin, die seit fünf Jahren Landeshauptmann-Stellvertreterin ist, mit ihrem "grünen Leben" zu punkten - was sie bei so manchem Kritik zum "roten Tuch" verkommen ließ. Die Taktik ging nicht auf. Die Grünen in Salzburg fuhren zwar das für sie zweitbeste Ergebnis in dem Bundesland ein - fielen aber um über zehn Prozentpunkte zurück. Was Rössler veranlasste, ihren Rücktritt anzubieten. APA/EXPA/JFK
Die am 7. Mai 1959 geborene Rössler war über zehn Jahre lang in der Landesumweltanwaltschaft tätig und machte sich 2000 als Unternehmensberaterin und Mediatorin selbstständig. 2007 gründete sie den "Anrainerschutzverband Salzburg Airport" und wurde dessen Obfrau. In dieser Funktion "empfahl" sie sich für die Grünen, zwei Jahre später zog sie in den Landtag ein. 2011 wurde sie zur Landessprecherin gewählt und sitzt seither in dieser Funktion fest im Sattel. APA/BARBARA GINDL
Profilieren konnte sich die 58-Jährige zuvor vor allem als Vorsitzende der Untersuchungsausschüsse zur gescheiterten Olympiabewerbung Salzburgs für die Winterspiele 2014 und zum Salzburger Finanzskandal. Diese Rolle trug auch wesentlich zum historischen Erfolg bei der Landtagswahl 2013 bei: Mit 20,2 Prozent und sieben Mandaten waren die Grünen die großen Gewinner. APA/BARBARA GINDL
Auch Rösslers sachlicher Politikstil dürfte damals auf Wohlwollen beim Wähler gestoßen sein. Diesen Stil führte sie auch in der schwarz-grünen Koalition weiter. Wegen der nach außen hin konsensorientierten Zusammenarbeit war oft von einem Kuschelkurs mit der Volkspartei die Rede. Doch Rössler verteidigt es, trotz zahlreicher inhaltlicher Differenzen, den Koalitionspartnern öffentlich nichts ausgerichtet zu haben: "Ich beanspruche für uns Grüne, dass wir an unserer Verantwortung und an diesem Regierungsstil festgehalten haben und uns nicht zu einem anderen Stil haben hinreißen lassen." APA/BARBARA GINDL
Dass sie nicht "allen Grundgesetzen einer sehr offensiven PR-Strategie" folgt, räumte die 58-Jährige allerdings ein. "Ich verkaufe mich wahrscheinlich nicht so gut, wie man müsste." Aber wahrscheinlich lässt sie gerade das authentisch wirken. So gesehen passen ihr auch die Gummistiefel besser, in denen sie beim Wahlkampfauftakt die Bühne betrat, als das Dirndlkleid, zu dem sie sich vor der Nationalratswahl hinreißen ließ. APA/BARBARA GINDL
Die Umweltlandesrätin polarisiert: Von Anhängern wird sie geschätzt, von Gegnern erntet sie oft Widerspruch oder mehr. Besonders Tempo 80 auf der Stadtautobahn brachte ihr herbe Kritik bis hin zum Shit-Storm ein. Getreu ihrem vor der Wahl 2013 ausgegebenen Motto "In der Ruhe liegt die Kraft" bleibt Rössler selbst im Konflikt ruhig und sachlich, in der Sache aber hart. APA/BARBARA GINDL
In ihrer Freizeit hält sich Rössler vor allem gerne in der frischen Luft auf. "Arbeitsbedingt leider auf Sparflamme, was große Bergtouren betrifft." Die unberührte Natur ist ihr wichtig. "Für mich persönlich sind die Ressourcen der Zukunft Finsternis und Stille. Das ist mittlerweile so selten geworden, dass man es unter Schutz stellen muss." Als Ausgleich kocht sie gerne. Die Lebensmittel dazu bezieht sie über eine regionale Food-Coop. Die Grünpolitikerin ist ein bekennender Star-Wars-Fan, bedingt durch ihre beiden Söhne. APA/BARBARA GINDL
Astrid Rössler: Eine polarisierende Grüne überlegt Rücktritt
Schellhorn dürfte Parteichef werden
Vermutlich wird Schellhorn nicht nur den einzigen grünen Regierungssitz übernehmen, sondern auch Landesprecher der Partei. Im Vorstand gebe es schon die Ansicht, dass diese Funktion auch mit dem höchsten Amt verbunden sein soll, sagte Hemetsberger. Die Position des Landessprechers wurde heute innerhalb der Grünen ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist läuft bei 19. Mai um 24.00 Uhr. Danach wird die Landesversammlung entscheiden.
Berthold soll zunächst den Klubvorsitz im Landtag übernehmen. "Sie wird sich dann bei der Bürgerliste um die Spitzenkandidatur bewerben, dort entscheidet dann die Stadtversammlung", so der Geschäftsführer. Sie habe die Unterstützung des aktuellen Bürgerliste-Klubs, sagte die Noch-Landesrätin den "Salzburger Nachrichten". Wer nach ihrem Wechsel die Spitze im Landtagsklub übernimmt, ist laut Hemetsberger noch offen.