Der Führungsstil von Kanzler Kurz weise "diktatorische Züge" auf, sagt sein Parteikollege Zangerl. Und er kritisiert: "Die türkisen Putschisten sitzen nun an der Spitze."
Der Tiroler AK-Präsident Erwin Zangerl (ÖVP) hat mit Kritik an der Bundesregierung, oder der Bundespartei, bislang nie hinterm Berg gehalten. Erst im April waren die Wogen rund um die Debatte über die Zukunft der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt AUVA hoch gegangen. Nun legte Zangerl in der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" nach: Die türkise Bundespartei übe Druck auf Abgeordnete aus, der Führungsstil von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) weise "diktatorische Züge" auf, gibt er auf den Österreichseiten des Blattes zu Protokoll.
Außerdem, so Zangerl: "Diese Regierung ist eine PR-Agentur. Aus der schwarzen ÖVP wurde eine unsoziale türkise Partei." Daher habe er auch am vergangenen Samstag in Wien mitdemonstriert, als fast 100.000 Menschen gegen die türkis-blaue Politik auf die Straße gegangen sind. Denn, so Zangerl, er selbst sehe sich als "sozialen Schwarzen".
Überhaupt, so Zangerl weiter mit Blick auf die Neuregelung der Arbeitszeit, der Reform der Mindestsicherung und eben des Umbaus des Sozialsystems: Es gehe der Regierung um die Entmachtung der Arbeitnehmer: "Wenn die so weitermacht, wird irgendwann der untere
Teil gegen den oberen kämpfen. Dann haben wir ein Riesenproblem."
"Türkisen Putschisten sitzen nun an der Spitze"
Weiters unterstellt Zangerl den "Türkisen" einen parteiinternen Putsch: "Die türkisen Putschisten sitzen nun an der Spitze und bezahlen mit Zinsen an die Großsponsoren und die Industriellenvereinigung zurück, was die ihnen im Wahlkampf gespendet haben. Das gab es früher in diesem Ausmaß nicht, das ist demokratiegefährdend."
Die türkisen Mandatare im Parlament griff Zanglerl indes nicht an, sondern bekundete Mitgefühl: "Die Abgeordneten werden nicht informiert, deshalb will ich sie gar nicht kritisieren, die tun mir leid. Diese Regierung hat sich sektenartig strukturiert. Ein kleiner Kreis entscheidet, und der Rest wird dumm gehalten. Das hat diktatorische Züge, das ist erschütternd."
(hell)