Buwog-Prozess: Vermögensverwalter "stinksauer" auf Meischberger

Walter Meischberger und Karl-Heinz Grasser mit ihren Anwälten im Wiener Straflandesgericht
Walter Meischberger und Karl-Heinz Grasser mit ihren Anwälten im Wiener Straflandesgericht(c) APA-Pool
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Der Schweizer Norbert W. nennt Lobbyist Walter Meischberger als Ausgangspunkt allen Übels. Auch Ex-Minister Grasser trage Schuld, habe dieser ihm Meischberger schließlich vorgestellt. Pikant: Meischberger sagt, sein Bankberater habe ihm W. vorgestellt.

Im Korruptionsprozess rund um die Privatisierung der Bundeswohnungen (u.a. die Buwog) im Jahr 2004 hat am Mittwoch der mitangeklagte Schweizer Vermögensverwalter Norbert W. seine Sicht der Finanztransaktionen rund um zwei Briefkastengesellschaften - Mandarin und Catherine Participation - abgegeben. Er beteuerte dabei, sich als Opfer von Walter Meischberger und Karl-Heinz Grasser zu fühlen und "stinksauer" zu sein.

W. ist wegen Geldwäsche und Beweismittelfälschung angeklagt, er weist die Anklagevorwürfe zurück. Auf die Frage von Richterin Marion Hohenecker, ob er Meischberger als Ausgangspunkt allen Übels sehe, das ihn getroffen habe, bejahte er. Kurz darauf ergänzte er, schuld sei auch Grasser, denn dieser habe ihm schließlich Meischberger vorgestellt.

Warten auf das Erbe

Worum geht es? Auf dem Konto der Briefkastengesellschaft Mandarin bei der Raiffeisen Bank Liechtenstein liefen zahlreiche Transaktionen ab: Geld von einem der Liechtenstein-Konten, auf denen die Buwog-Provision lag, wurde überwiesen, das sogenannte "Schwiegermuttergeld" Grassers 500.000 Euro, die der ehemalige Finanzminister in drei Tranchen von seiner Schwiegermutter geschenkt bekommen, veranlagt haben und wieder an sie zurückbezahlt haben will) wurde von der Meinl Bank auf das Mandarin-Konto transferiert, und es gab Bareinzahlungen von rund 950.000 Euro. Weiters wurden Wertpapiere gekauft, darunter Aktien der MIP, Meinl International Power, bei der Grasser nach seinem Polit-Aus im Management saß. Als Wirtschaftlich Berechtigte des Kontos gegenüber der Bank war W.s Mutter angegeben, die angeblich ein größeres Erbe erwartete - das aber nie eintraf.Versionen des Kennenlernens

Im Laufe des 52. Verhandlungstages stellte sich heraus, dass es zwei Versionen dessen gibt, wie sich W. und der Zweitangeklagte Meischberger kennengelernt haben. Während Meischberger einst angegeben hatte, er habe den Schweizer Vermögensberater durch seinen Bankberater kennengelernt, sagt W. selbst, es sei über Grasser gewesen.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

(APA/Red.)

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