Regierungsarbeit mit Mitteln der Oppositionszeit geht sich für die FPÖ nicht mehr ganz aus. Was früher gang und gäbe war, sorgt heute für kleine Koalitionskrisen. Die Partei versucht den Spagat zwischen Staatsräson und eigener Anhängerschaft.
Herr „Ali“ war schon einmal Doppelstaatsbürger. 2014 tauchte die freiheitliche Zeichentrickfigur mit dem charakteristischen Fes auf dem Kopf das erste Mal in einem FPÖ-Video auf. Es ging um das Erschleichen einer Doppelstaatsbürgerschaft. Jetzt ging er mit der E-Card seines Cousins „Mustafa“ zum Arzt. Und damit endete auch „Alis“ Karriere als unfreiwilliges FPÖ-Testimonial. Die Aufregung war zu groß. Auch die FPÖ-Spitze musste sich davon distanzieren.
Es war aber nicht die Twitterwelt, die die FPÖ in die Knie zwang. Und wenn, dann höchstens indirekt – über den Druck, der dadurch auf der ÖVP lastete. Denn wirklich unangenehm sind Aktionen wie das „Ali“-Video oder jenes Sujet bei der Indexierung der Familienbeihilfe, das kopftuchtragende Afrikanerinnen zeigte, für den türkisen Koalitionspartner – vor allem, wenn die Aufregung dann auch ins Ausland überschwappt. Die ÖVP möchte in Zuwanderungsfragen zwar das Gleiche wie die FPÖ, eine restriktive Politik, für die man auch gewählt wurde und wieder gewählt zu werden hofft. Aber eben sachlich, ohne rassistische Untertöne. Diesen Balanceakt macht die FPÖ immer wieder einmal zunichte.