Bei dem Gipfel im Kanzleramt stand die Umsetzung des Plastiksackerl-Verbots ab 2020 im Mittelpunkt. Aber, so der Tenor: "Es geht um noch viel mehr als das Sackerl."
Die Bundesregierung hat am Dienstag gemeinsam mit Handelsvertretern, NGOs und Umweltexperten einen "Plastik-Gipfel" im Bundeskanzleramt abgehalten. bei der gemeinsamen Pressekonferenz danach - angeführt von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) - positionierte man sich klar gegen die sogenannte Wegwerfgesellschaft. Das Plastiksackerl durch anderes Einwegmaterial zu ersetzen, sei keine Lösung, betonte Regierungskoordinator Norbert Hofer (FPÖ).
"Mehrweg ist das Schlüsselwort", ergänzte Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) nach dem Gipfel, bei dem die Umsetzung des Plastiksackerl-Verbots ab 2020 im Mittelpunkt stand. "Es geht um noch viel mehr als das Sackerl", sagte Hofer, denn man müsse über Verpackungsmaterial im Gesamten nachdenken, da hier auch die CO2-Problematik zu berücksichtigen sei. Daher sei Abfallvermeidung das Stichwort, und keinesfalls das Ersetzen der Plastiksackerl durch andere Einwegmaterialien.
Kurz: Plastiksackerl-Verbot "wichtiger Schritt"
Bundeskanzler Kurz betonte zudem, dass die Bundesregierung zwar mit dem Ziel, den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken angetreten sei, darüber hinaus gelte es jedoch Umwelt und Ressourcen zu schonen. Das Plastiksackerl-Verbot bezeichnete er als "wichtigen Schritt", dessen Umsetzung müsse jedoch "geordnet stattfinden". Neben der gesetzlichen Regelung sei auch eine Bewusstseinsbildung vonnöten. Österreich sei sich aber seiner Möglichkeiten bewusst, im Umweltbereich Schwerpunkte zu setzen, dies habe man etwa schon bei der Mülltrennung bewiesen.
Beim Gipfel selbst sei es zu einem guten Austausch gekommen, so Kurz weiter. Umweltministerin Köstinger merkte dazu an, dass bei den heutigen Gesprächen auch die Wirtschaft ihre Chancen erkannt hätte. Österreich wolle mit der Bewältigung der Plastikproblematik auch mit Blick auf die gesamte EU mit einem guten Beispiel vorangehen.
Handelsverband unterstützt Umsetzung
Der Handelsverband, der das Verbot in der Sache unterstützt und es auch als Chance für einen größeren Wurf bewertet, sieht sowohl die rasche Umsetzung der Einwegplastik-Richtlinie der EU als auch das Verbot der Beimengung von Mikroplastikpartikeln in Kosmetikprodukten und Reinigungsmitteln positiv. Auch mit dem generellen Verbot von Plastiksackerln – mit Ausnahme jener Tragetaschen, die biologisch vollständig abbaubar sind – könne der Handel leben. "Aus umweltpolitischer Sicht empfehlen wir jedoch, für schwere Kunststofftragetaschen, bei denen eine Wiederverwendbarkeit nachweisbar ist, einen Ausnahmetatbestand anzudenken. Entscheidend ist darüber hinaus, dass das Verbot branchenübergreifend gilt, also auch für Gastro-Lieferservices, Bäckereien, Würstelbuden und Apotheken", sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
(APA)