Das „Ratten-Gedicht“ des Braunauer FPÖ-Vizebürgermeisters hat jetzt auch in ausländischen Medien Niederschlag gefunden - und sorgt für Vorwürfe zwischen ÖVP und SPÖ.
Das „Ratten-Gedicht“ des freiheitlichen Braunauer Vizebürgermeisters Christian Schilcher sorgt weiter für Unmut - allerdings: allen voran zwischen SPÖ und ÖVP.
Der Reihe nach: Dass Vizekanzler und FPÖ-Bundesparteichef Heinz Christian Strache am Dienstag den Abgang des Lokalpolitikers aus Amt und Partei angekündigt hat, und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) den Rücktritt lobte, genügte der Opposition am Dienstag nicht. Nikolaus Scherak von den Neos beanstandete etwa, dass sich am Kern der FPÖ nichts ändern werde und Kurz gewusst habe, "mit wem er sich ins Bett legt". Der stellvertretende SPÖ-Klubobmann Jörg Leichtfried forderte den Kanzler gar auf, "diesen Spuk" zu beenden, an den Ruf des Landes zu denken und die türkis-blaue Koalition mit der FPÖ aufzukündigen.
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Letzteres verlangte auch Jetzt-Klubchef Bruno Rossmann, verwies allerdings zugleich darauf, dass auch die SPÖ (im Burgenland und in Linz) mit den Freiheitlichen zusammenarbeitet. Genau letzteren Punkt griff am Mittwoch die ÖVP auf: Generalsekretär Karl Nehammer nannte die Kritik der SPÖ an der Regierungszusammenarbeit mit den Freiheitlichen "unglaubwürdig". Und zwar so lange, bis die Sozialdemokraten ihre Koalition mit den Freiheitlichen im Burgenland und in Linz nicht beendet haben, so Nehammer in einer Aussendung.
"Es bleibt abzuwarten, ob sie dort auch auf die Hilfe des Bundespräsidenten hofft", meinte der ÖVP-Generalsekretär in Anspielung auf den Brief von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner an Bundespräsident Alexander Van der Bellen, in dem sie das Staatsoberhaupt um Unterstützung ersucht hatte. Die Volkspartei habe nach dem "widerwärtigen Gedicht" des Braunauer Vizebürgermeister "klar eine Grenze gezogen", argumentierte Nehammer.
"BBC" bringt Zitat und Bild von Kurz
Weiters ortete der Generalsekretär der Volkspartei in den Reihen der SPÖ "mangelnde politische Hygiene". Schließlich stehe "jener Mitarbeiter, der gemeinsam mit Silberstein die antisemitischen und rassistischen Fake-Facebook-Seiten betrieb nach wie vor im Dienste der SPÖ", meinte Nehammer in Bezug auf einen Bericht der "Presse". Hier seien Rendi-Wagner und ihr Bundesgeschäftsführer Drozda "mehr als gefordert".
Unterdessen fand die Causa „Ratten-Gedicht" auch in ausländischen Medien ihren Niederschlag. Die Deutsche Presse-Agentur und die französische AFP berichteten ebenso darüber wie der britische Sender BBC auf seiner Website und politico.eu unter Berufung auf den "Standard" und die APA. "The Hill" in Washington, das sich vorrangig mit dem Geschehen im US-Kongress und internationalen Beziehungen der USA beschäftigt, übernahm auf seiner Website den Bericht von Politico. Auch in Italien oder Ungarn wurde beispielsweise berichtet.
Erwähnt wurde im Zusammenhang mit dem Gedicht des inzwischen zurückgetretenen Schilcher, dass Braunau die Geburtsstadt von NS-Diktator Adolf Hitler war. "Aufschrei durch 'tief rassistisches' Gedicht in Österreich ausgelöst", titelte die BBC unter Zitierung von Bundeskanzler Kurz. Der Online-Text des Senders wurde von einem Bild des Kanzlers begleitet.
(Red./APA)