Warum kann Kurz, was Merkel nicht kann?

Von „Bild“ bis „FAZ“ und „NZZ“: Das Echo in den deutschsprachigen Medien auf die Steuerreform in Österreich.

Wien/Berlin/Zürich. Deutsche Zeitungen nutzen die Steuerreform in Österreich, um Druck auf die eigene Regierung zu machen. Sowohl die „Bild“-Zeitung als auch die Münchner „Abendzeitung“ forderten die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, auf, sich die österreichische Steuersenkung zum Vorbild zu nehmen. „Wovon deutsche Steuerzahler nur träumen dürfen, wird im Nachbarland Österreich bald schon Realität, heißt es in der „Abendzeitung“ über den „Ösi-Steuersenker“ Kurz. Die „Bild“ schreibt unter dem Titel „Steuern runter“: „Warum schafft Kanzlerin Merkel in 14 Jahren nicht, was Österreichs Kanzler Kurz in einem Jahr erledigt?“ Und in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hieß es: „Der Nachbar Österreich schafft, wovon Deutschland träumt. Zum Beispiel die Schaumweinsteuer abzuschaffen.“ Das Blatt verwies darauf, dass ein ähnliches Entlastungsvolumen für Deutschland bei 50 Mrd. Euro liegen müsste.

Abgeklärter fiel dagegen das Urteil der „Neuen Zürcher Zeitung“ über den „begnadeten Verkäufer Kurz“ aus: Die Steuerentlastung sei zwar inhaltlich richtig. „Dennoch reiht sich die Steuerreform ein in eine Reihe von Projekten der Regierung Kurz, die bei näherer Betrachtung verdrießen. So ist eine als Großtat angekündigte Reform der Sozialversicherungen inhaltlich enttäuschend ausgefallen. Beim sanierungsbedürftigen Pensionssystem will man nur kleine Schritte gehen.“ Das Hauptproblem der Steuerreform liege darin, dass die Regierung den Spielraum für die Entlastungen fast allein daraus beziehe, „dass die Wirtschaft derzeit gut läuft und die Steuereinnahmen ohnehin sprudeln“. Da falle das „Zurückgeben“ vergleichsweise einfach. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

SUV werden stärker belastet.
Österreich

Wie viel Öko steckt in der Autosteuer?

Die Normverbrauchsabgabe und die motorbezogene Versicherungssteuer orientieren sich künftig stärker am CO2-Ausstoß. Wer umweltbewusster fährt, fährt künftig deutlich billiger.
Österreich führt 2020 eine Online-Werbeabgabe ein, die nur Internetgiganten wie Google, Facebook, Amazon und Apple treffen soll.
Österreich

Digitalsteuer: Wirtschaft zweifelt an Treffsicherheit

Mit der Digitalsteuer will die Regierung Google und Co. treffen. Die Wirtschaftskammer bezweifelt das.
Innenpolitik

Erster Teil der Steuerreform geht in die Begutachtung

Die konkreten Gesetzentwürfe für einen Teil der für 2019 und 2020 geplanten Maßnahmen liegen vor - darunter die Neuberechnung der Nova und Erleichterungen für Unternehmer.
Symbolbild
Innenpolitik

Steuerreform: SPÖ warnt vor Sparen mit dem "Rasenmäher"

Finanzsprecher Krainer beanstandet die türkis-blauen Pläne und fordert von Finanzminister Hartwig Löger die Herausgabe genauerer Zahlen.
Finanzminister Hartwig Löger.
Innenpolitik

Das schwierige Sparen für die Steuerreform

Die Ministerien sollen eine Milliarde Euro sparen. Das Bildungsressort fühlt sich nicht angesprochen, das Heer will mehr Mittel, auch Soziales und Inneres brauchen eher mehr als weniger Geld.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.