Bereits bei ihrem ersten Statement vor laufender Kamera gab die künftige Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein bekannt, dass sie Van der Bellen vorschlagen werde, Clemens Jabloner zum Vizekanzler und Justizminister zu ernennen. Dieser habe seine Bereitschaft schon signalisiert.
Der Wiener wurde 1948 geboren. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete er als Assistent am Juridicum und an der Wirtschaftsuniversität Wien, wo er sich auch habilitierte. Danach arbeitete er als Beamter im Bundeskanzleramt. 1991 wurde er Vizepräsident und 1993 Präsident des Österreichischen Verwaltungsgerichtshofs. Eine Aufgabe, die er bis zum Erreichen seines Pensionsalters ausfüllte. Während dieser Zeit lehrte und forschte der Jurist auch an der Universität Wien und leitete dort das Hans Kelsen Institut.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Jabloner bekannt, als er von 1998 bis 2003 Vorsitzender der Historikerkommission der Republik Österreich war. Ebenso hatte er den Vorsitz im Kunstrückgabe-Beirat über. Politisch wurde Clemens Jabloner stets der SPÖ zugerechnet. Ein Umstand, der zu Beginn seiner Karriere in den 1990er-Jahren zu teils heftiger Kritik der Freiheitlichen führte. Letztlich verstummten seine Gegner, denn an seiner Korrektheit gab es nichts auszusetzen. Doch auch vor Auseinandersetzungen scheute Jabloner nicht zurück. Als Verwaltungsgerichtshofs-Präsident kam es immer wieder zu Streitigkeiten in Asylangelegenheiten mit Innenminister Ernst Strasser (ÖVP).
Clemens Jabloner ist verheiratet und hat drei Kinder. Sein großes Hobby ist die Musik und vor allem die Oper. Auf die Frage, was immer sein Traumjob gewesen sei, antwortete er: „Staatsoperndirektor“. Dieser Wunsch scheint vorerst nicht in Erfüllung zu gehen. Doch wer weiß, vor wenigen Wochen hätte Jabloner auch nicht damit gerechnet, einmal Vizekanzler und Justizminister zu werden. (ag/hec)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2019)