"Man kann nicht das gesamte Leben eines Menschen auf der Basis von sieben Stunden beurteilen“, sagt der designierte FPÖ-Chef über das "Ibiza-Video". Heute will er sich mit Strache treffen.
Der designierte FPÖ-Chef Norbert Hofer deutete Mittwochabend in der "ZiB2" an, dass sein über die „Ibiza-Affäre" gestolperter Vorgänger Heinz-Christian Strache auf das ihm zugeteilte EU-Mandat verzichten dürfte. "Ich habe den Eindruck, dass er eher dazu tendiert, das Mandat nicht anzunehmen", sagte Hofer nach mehrfacher Nachfrage. Heute, Donnerstag, will er sich mit dem 50-Jährigen deswegen zu einem Gespräch treffen.
Strache war am Mittwoch von der Bundeswahlbehörde offiziell eines der drei blauen EU-Mandate zugeteilt worden - weil er mit fast 45.000 Vorzugsstimmen das gesetzliche Kriterium für die Vorreihung erfüllt hat. Erklärt Strache bis zur Konstituierenden Sitzung des Europäischen Parlaments am 2. Juli nicht seinen Verzicht, ist er EU-Parlamentarier.
Rätselraten um Annahme
Kurz nach der Wahl hatte Strache über Facebook bekanntgegeben, dass er das Mandat annehmen will, diese Mitteilung wurde aber umgehend gelöscht. Seither wurde spekuliert - auch über einen Parteiausschluss oder eine Spitzenkandidatur Straches bei der Wien-Wahl.
Von einem zuletzt hinter vorgehaltener Hand diskutierten Parteiausschluss hält Hofer offensichtlich nichts. Er räumte zwar ein, dass "was er gesagt hat (in dem Ibiza-Video, Anm.) komplett falsch war. Aber es ist niemals umgesetzt worden" - und: "Man kann nicht das gesamte Leben eines Menschen auf der Basis von sieben Stunden (Video, Anm.) beurteilen". Man müsse "die Lebensleistung auch beurteilen". Diese sei in Bilanz positiv, "ich bin kein Unmensch", sagte Hofer, angesprochen auf Parteiausschlüsse etwa für Facebook-Postings.
Letztlich - auf Nachfrage - sehr großes Lob gab es von Hofer für Bundespräsident Alexander Van der Bellen, gegen den er in der Stichwahl verloren hatte. Er sei "sehr zufrieden" damit, wie Van der Bellen die Situation rund um den Regierungscrash gemeistert hat, er habe "seine Sache gut gemacht", sagte Hofer, und schließlich: Das sei "aber wirklich eine herausragende Leistung des Bundespräsidenten" gewesen, der "auch mein Bundespräsident ist, natürlich".
Heinz-Christian Strache: Das schnelle Ende einer langen Karriere
FPÖ-Generalsekretär Hafenecker nennt den EU-Mandatsverzicht von Heinz-Christian Strache eine „gute Entscheidung“. Dass Philippa Strache bei der Nationalratswahl kandidiert, sei Zufall.
Der ehemalige FPÖ-Parteichef nimmt sein EU-Mandat nicht an, plant aber offenbar ein Comeback bei der Wiener Gemeinderatswahl 2020. Als Spitzenkandidat.
Der Ex-FPÖ-Parteichef wird nicht nach Brüssel gehen. Eine Rückkehr in die aktive Politik könne und solle erst erfolgen, nachdem die Hintergründe des Ibiza-Videos „weitestgehend aufgeklärt sind".