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"Ein trauriger Tag" für Strache

Philippa und Heinz-Christian Strache beim Oktoberfest der FPÖ am 19. September
Philippa und Heinz-Christian Strache beim Oktoberfest der FPÖ am 19. SeptemberAPA/AFP/ALEX HALADA
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Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache meldet sich per Facebook zum blauen Abschneiden bei der Wahl zu Wort. Seine Frau, Philippa, könnte ihr Mandat ausschlagen.

„Ja, liebe Freunde, die Nationalratswahl ist geschlagen. Ich glaube, ich verrate jetzt kein Geheimnis, wenn ich sage, dass wir Freiheitlichen heute keinen guten Tag erlebt haben.“ Mit diesen Worten beginnt ein Video, das seit der Nacht auf der Facebook-Seite von Heinz-Christian Strache zu finden ist. Allerdings: Derjenige, der die Worte ausspricht ist nicht der zurückgetretene FPÖ-Chef, der sich derzeit im Mittelpunkt der „Ibiza"- und einer „Spesenaffäre“ wiederfindet - sondern es handelt sich um den früheren freiheitlichen Verteidigungsminister Mario Kunasek.

„Wir sind zurückgeworfen worden, nämlich um ein ganzes Stück“, sagt Kunasek in dem Clip, der etwas mehr als zwei Minuten lang dauert. Der steirische FPÖ-Obmann findet darin aber auch Positives: Er bedankt sich bei allen Funktionären und lobt die Arbeit der blauen Doppelsitze Norbert Hofer und Herbert Kickl, die „alles richtig gemacht“ hätten. Und: Er hoffe und gehe davon aus, dass die FPÖ nun aus den Krisen lerne und gestärkt als „freiheitliche Familie“ wieder daraus hervorgehen werde.

Strache kommentierte das Video knapp: „Richtige Worte.... Ein trauriger Tag.... Aber es geht weiter.... Danke für Eure Unterstützung und FPÖ-Stimme!“ Wie es für ihn persönlich weitergehen wird (am Dienstag kommen die blauen Gremien zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten), darauf ging er dabei ebenso wenig ein, wie auf die politische Zukunft seiner Ehefrau Philippa. Letztere hatte bekanntlich auf Platz drei der freiheitlichen Wiener Landesliste kandidiert.

Dem aktuellem Auszählungsstand zufolge hat Philippa Strache den Einzug in den Nationalrat geschafft. Denn dem Vernehmen nach hat die FPÖ via der Wiener Landesliste zwar nur zwei Mandate errungen, Harald Stefan dürfte aber seinen Sitz im Regionalwahlkreis wahrnehmen. Damit würde das Mandat Strache aller Voraussicht nach zufallen.

Sollte das zutreffen, ist es aber immer noch nicht sicher, ob Strache tatsächlich im Hohen Haus tätig wird. Das zumindest berichtet am Montag das Onlinemedium „oe24.at“. Demnach dürfte sie freiwillig auf ihren Sitz im Hohen Haus verzichten. Täte sie das, käme Markus Tschank zum Zug, gegen den im Zuge der „Ibiza-Affäre“ allerdings ermittelt wird.

Ohne konkrete Quellen anzuführen, schreibt „oe24": Aufgrund der „immer stärkeren innerparteilichen Anfeindungen gegen ihren Mann“ soll Philippa Strache erwägen, auf ihr Mandat verzichten. Sie wolle damit offenbar ein Zeichen gegen alle in die systematische „Vernichtung" des Rufes ihres Mannes involvierten „Intriganten" setzen.

Politologe Hofer: Ausschluss von Strache „wahrscheinlich“

Der Politikwissenschaftler Thomas Hofer ging am Montag gegenüber dem „ORF Wien“ indes davon aus, dass Heinz-Christian Strache aus der Partei ausgeschlossen wird. „Es deute viel darauf hin, dass man diesen Schnitt macht. Denn Strache ist und war schon im Wahlkampf ein massiver Unruheherd“, sagte Hofer.

Sollte der Ex-Bundesparteivorsitzende mit einer eigenen Liste bei der Wien-Wahl im kommenden Jahr antreten, „wäre das noch einmal der Mega-Gau aus Sicht der FPÖ, denn man hat ja nicht einen Kandidaten, der so gut positioniert wäre. Es wäre die nächste Parteispaltung“, meinte Hofer. Ob Strache das allerdings wirklich macht, „muss man abwarten. Eigentlich sollte er es sein lassen, aber aus Sicht der Partei kann man sich da nicht sicher sein.“

Ähnlich sieht das auch der niederösterreichische FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl: „Hätte Strache nach Ibiza das gleiche getan wie Gudenus, wäre uns das erspart geblieben", sagte er. Gemeint ist: Gudenus war direkt nach Ibiza aus der Partei ausgetreten und hatte sich im Wahlkampf nicht zu Wort gemeldet.

Konkretere Forderungen gab es von Kunasek und dem FPÖ-Vorarlberg-Chef, Christof Bitschi. Kunasek sagte, Strache müsse die Partei verlassen, so sich die Vorwürfe in der Spendenaffäre gegen ihn erhärten würden; hier ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien. Bitschi erklärte, Straches Verhalten sei inakzeptabel gewesen; „in den letzten Wochen und Monaten“ sei es „offensichtlich zu Vorgängen gekommen, die für uns als Vorarlberger FPÖ völlig inakzeptabel sind“, so Bitschi gegenüber dem ORF und den „VN“. Sowohl Bitschi als auch Kunasek haben in den kommenden Wochen Landtagswahlen zu bestreiten.

Video von Mario Kunasek:

>>> Bericht von „oe24“ 

>>> Thomas Hofer gegenüber ORF Wien

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(hell)

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