Folge 2/9: Von Streithanseln und Harmoniesuchern.
Manche Menschen sind – freundlich formuliert – konfliktfreudig. Meisterlich schaffen sie Feindbilder („die von der Buchhaltung“) und lassen jede noch so kleine Meinungsverschiedenheit eskalieren.
Andere Menschen lieben die Harmonie. Ihnen ist es lieber, den Ärger in sich hineinzufressen, als die Mühsal einer Konfrontation zu ertragen.
Jede Gruppe erlebt die andere als drastisch und übertrieben. Die Kampflustigen halten die Friedliebenden für schwammige Weicheier, sich selbst aber für offen und ehrlich. Die Harmoniesucher empfinden sich doch nur als höflich und rücksichtsvoll und die anderen als grob und streitsüchtig.
Was Sie daraus lernen: Wie Sie Ihre Kontrahenten empfinden, hängt immer davon ab, wo auf der Skala Sie selbst stehen. Je weiter Sie voneinander entfernt sind, desto unverständlicher kommt Ihnen der andere vor. Was nichts darüber aussagt, wer in der Sache Recht hat.
Morgen in "Schöner Streiten": Die Drei- oder Vierfaltigkeit des Streitens
Die Anregungen zu dieser Serie stammen aus dem Buch „Psychologisches Konfliktmanagement“ von Werner Schienle und Andreas Steinborn (Springer Verlag 2016).