Zeige mir, wie du spielst, und ich gebe dir den Job.
Das Spiel heißt „Wasabi Waiter“. Wer sich beim US-Start-up Knack bewirbt, braucht weder Lebenslauf noch Anschreiben. Er schlüpft einfach online in die Rolle eines Kellners, der in einem gut besuchten Sushi-Restaurant bedient. Ein Algorithmus checkt Entscheidungen, Geschwindigkeit, Stresslevel – und gibt grünes Licht für die nächste Bewerbungsrunde. Oder auch nicht.
Junge Talente mögen den klassischen Bewerbungsprozess nicht. Die Firmen aber mögen junge Talente. Also stellen sie auf Gamified Recruiting um, „verspielte“ Bewerbungsprozesse, in denen sie "spielerisch" vermitteln, worauf es ihnen ankommt. Uber lässt Fahrgäste von A nach B bringen, die Mediaagentur Dentsu Aegis Network kleine Monster auf einer Herdplatte köcheln. Bei ersterem liegt die Intention offen (kann der Bewerber navigieren und organisieren?), bei letzterem entschlüsselt sie sich erst mit Erklärung: Dentsu Aegis will wissen, wie kreativ ein Bewerber denkt, wie er an die Aufgabe herangeht und wie er Probleme löst (die Monster wehren sich natürlich).
Der Algorithmus erstellt derweil im Hintergrund ein detailliertes Psychogramm. Auf Wunsch bewertet er auch Kompetenzen, Rechtschreibung und Rechenfähigkeit etwa. Alles, was man dann noch vom Bewerber braucht, sind seine LinkedIn-Koordinaten.
Einen Haken hat die Sache natürlich. Erstens, wer viel online spielt, ist im Vorteil. Zweitens, Männer schneiden besser ab als Frauen. Weil sie internetaffiner sind und – siehe erstens – öfter spielen. Aber wen stört das, wenn er ohne Spiele gar keine Bewerber bekommen würde?