Nach Rekordjahr nun Stagnation am deutschen Arbeitsmarkt

Der Job-Boom in Deutschland ist vorbei. Die Bundesagentur für Arbeit erwartet für 2013 einen Stillstand mit einer Arbeitslosigkeit
auf Vorjahresniveau.

Die Zahl der Arbeitslosen ist in Deutschland 2012 auf den niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren gesunken. Für das neue Jahr rechnet die Bundesagentur für Arbeit (BA) aber nur mit einem stagnierenden Arbeitsmarkt.

BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise sagte am Donnerstag in Nürnberg, die Zahl der Arbeitslosen werde im Jahresschnitt auf dem 2012er Niveau von knapp 2,9 Millionen verharren. Er erwarte weder einen spürbaren Rückgang der Arbeitslosigkeit noch eine Trendwende zum Schlechteren.

Mit 2,897 Millionen hatte die Zahl der Erwerbslosen 2012 im Jahresschnitt das niedrige Niveau des Boomjahrs 2011 noch um 79.000 unterschritten. Die Arbeitslosenquote sank um 0,3 Punkte auf 6,8 Prozent. Die Bundesagentur verzeichnete damit zugleich die niedrigste Jahresarbeitslosigkeit seit 1991. Allerdings habe inzwischen die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt nachgelassen, gestand der Chef der Nürnberger Bundesbehörde ein.

Die Spuren der Konjunktureintrübung waren nach Weises Einschätzung bereits im Dezember spürbar: Die Zahl der Arbeitslosen lag zum Jahresende 2012 mit 2,84 Millionen zwar weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit um 88.000 im Vergleich zum November sei aber etwas stärker ausgefallen als in den Vorjahren um diese Zeit. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Punkte auf 6,7 Prozent - nach 6,6 Prozent im Vorjahr.

Auch der Blick auf die Vorjahreszahlen verdeutlicht nach Experten-Einschätzung die seit ein paar Monaten zu beobachtende Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der Erwerbslosen lag im Dezember bereits um 60.000 höher als im Dezember vor einem Jahr. Neben der Winterpause macht Weise dafür unter anderem die schwierigere wirtschaftliche Lage verantwortlich.

Nach Weises steht der deutsche Arbeitsmarkt trotz der Abkühlungstendenzen nicht vor einer Wende: Dagegen spreche schon die weiterhin steigende Zahl der Arbeitsplätze: So habe das Statistische Bundesamt zuletzt im November 2012 mit 41,94 Millionen Erwerbstätige gezählt, und damit rund 245.000 mehr als im Jahr davor.

Deutschland hatte vor knapp zehn Jahren mit der "Agenda 2010" Strukturreformen begonnen, die den Arbeitsmarkt flexibilisierten. Von einem Höchststand von mehr als fünf Millionen Anfang 2005 sank die Arbeitslosigkeit auf unter drei Millionen. Kritiker aus dem Gewerkschaftslager und Sozialverbänden bemängeln allerdings, dass viele der neuen Jobs nur schlecht bezahlte Minijobs oder Teilzeitstellen seien. In den vergangenen Jahren wurde auch die Berechnungsgrundlage der deutschen Arbeitslosenstatistik geändert.

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