Aufsichtsräte: Wie viel sie wirklich verdienen

Österreicher überschätzen Aufsichtsrats-Gehälter deutlich. Im Durchschnitt stehen 20.000 Euro brutto auf dem Gehaltszettel.

Ihre Funktionen sind zentral. In der Öffentlichkeit werden sie jedoch oft nur wahrgenommen, wenn ihre Kontrolle versagt.

Zu diesen Ergebnissen kommt der "Aufsichtsrats-Monitor" der B&C Industrieholding und INARA (Initiative AufsichtsRäte Austria). Die Studienleiter befragten 500 Personen zum Image der österreichischen Aufsichtsräte in der Bevölkerung und 100 Aufsichtsräte zu deren aktueller Arbeitssituation.

Kontrolle gilt als wichtigste Aufgabe
Die 500 Befragten schätzen die Funktionen eines Aufsichtsrats ein: Kontrolle der Arbeit des Vorstandes (sieben von zehn Befragten) gefolgt von der Teilnahme an Aufsichtsratssitzungen (65 Prozent), der Prüfung des Jahresabschlusses (63 Prozent) und der Kontrolle von Prozessen im Unternehmen (jeder zweite Befragte). Dabei sind der Bevölkerung die Prüfung des Jahresabschlusses und die Kontrolle der Arbeit des Vorstandes besonders wichtig.

Enorme Unterschiede bei Zeitaufwand

Die Aufsichtsräte selbst wurden nach dem Arbeitsaufwand gefragt, der mit ihrem Mandat verbunden ist. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) bereiten sich eine bis drei Stunden auf eine Aufsichtsratssitzung vor. Fast ein Drittel (30 Prozent) investiert jedoch mehr als doppelt so viel Zeit – acht oder mehr Vorbereitungsstunden pro Sitzung. Auch die Dauer der Sitzungen wurde abgefragt: Im Durchschnitt dauert eine Aufsichtsratssitzung rund vier Stunden.

Geringer Frauenanteil
Die 100 Aufsichtsräte wurden ebenfalls zum geringen Frauenanteil von knapp 14 Prozent in heimischen Aufsichtsräten befragt. Acht von zehn finden, dass (teil-) öffentliche Unternehmen an dieser Stelle eine Vorbildfunktion einnehmen sollten. Mehr als drei Viertel sehen die Förderung der Vereinbarkeit von Karriere und Familie als richtige Maßnahme. Nur ein Drittel sprechen sich hingegen für Frauenquoten aus.

Aufsichtsrats-Gehälter
Es ist in Österreich Praxis, dass alle Aufsichtsräte gleicher Funktion in einem Unternehmen eine gleich hohe Vergütung erhalten – unabhängig vom tatsächlichen zeitlichen Engagement oder der eingebrachten Expertise. Mehr als jeder Zweite der befragten Aufsichtsräte ist dafür, unterschiedliche hohe Vergütungen je nach Qualifikation, Erfahrung und Engagement zuzulassen. Fast zwei Drittel wollen die Vergütung für Aufsichtsräte an der Vorstandsvergütung orientieren.

Bevölkerung überschätzt Vergütung stark
Die 500 befragten Personen wurden auch gebeten, das Gehalt eines Aufsichtsrates einzuschätzen: Fast die Hälfte (47 Prozent) überschätzt das Gehalt eines einfachen Aufsichtsratsmitglieds deutlich. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Hay Group aus dem Jahr 2012 verdient ein einfaches Aufsichtsratsmitglied in Österreich im Durchschnitt 20.500 Euro pro Jahr (vor Steuern) – nicht einmal drei von zehn konnten das einschätzen.

Ähnlich die Situation bei den Aufsichtsratsvorsitzenden. Im Durchschnitt erhalten diese eine Vergütung in der Höhe von 51.600 Euro im Jahr (vor Steuern, Quelle: Hay Group, 2012). Lediglich 24 Prozent schätzten diesen Betrag richtig ein. Und: Fast ein Viertel (24 Prozent) hat gar keine Vorstellung davon, wie viel Aufsichtsräte hierzulande verdienen.

Österreich internationales Schlusslicht
Zwei Drittel der Österreicher sind der Meinung, dass Aufsichtsräte für ihre Aufgabe zu hoch entlohnt werden. Tatsächlich aber liegt Österreich im internationalen Vergleich bei der Aufsichtsratsvergütung an letzter Stelle (Quelle: Hay Group, 2012). Der "Aufsichtsrats-Monitor" zeigt: 70 der 100 befragten Aufsichtsräte geben an, im Vergleich mit anderen Ländern unterbezahlt zu sein. Ein Beispiel: In Österreich verdient ein Aufsichtsratsvorsitzender eines ATX-Unternehmens im Durchschnitt 75.000 Euro pro Jahr, in Deutschland 250.000 Euro. Dadurch wird es für heimische Unternehmen immer schwieriger, Top-Experten aus dem Ausland für den Aufsichtsrat zu gewinnen.

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