Serie 1/8. Was haben Kündigungen mit Todesfällen und Scheidungen gemeinsam? Sie schmerzen gleichermaßen. Acht Gebote für menschlich faire, methodisch sichere und rechtlich haltbare Trennungen.
Zuerst der Schock. Warum?, denkt der eben Gekündigte, oder: Warum ich? Das denkt er, selbst wenn er ohnehin wusste, dass er auf der Anschlussliste stand.
Ein Schock ist es immer. Vergleichbar mit dem Tod eines lieben Menschen oder einer Scheidung. Psychologen kennen vier Phasen, die unweigerlich durchlaufen werden müssen:
Phase 1:Verdrängen, Leugnen, Nicht-wahrhaben-wollen. Man kehrt an seinen Schreibtisch zurück und macht weiter, wo man aufgehört hat. Als wäre nichts geschehen.
Phase 2:Emotionen brechen auf. Wut, Zorn, Enttäuschung, Vorwürfe, Weinen. Die Gefühle richten sich nach außen (gegen Chef oder Rivalen), nach innen (gegen sich selbst, etwa Schuldgefühle wegen versäumter Leistungen) oder gegen höhere Mächte (Gott, Universum).
Phase 3: Rückzug. Sich zurückziehen kann ein Zeichen von Bewältigen und Loslassen sein. Das ist die gute Variante. Es gibt auch eine schlechte: den tiefen Fall in eine schier ausweglose Depression. Der Verzweifelte hängt in einer Endlosschleife fest, aus der er keinen Ausgang aus eigener Kraft findet. Er braucht Hilfe.
Phase 4: Neuanfang. Was passiert ist, ist passiert. Die Fakten sind akzeptiert, man hat daraus gelernt und ist bereit, sich neu zu orientieren.
Das Problem: Die meisten Personalchefs sind psychologisch vorgebildet und kennen diese vier Phasen. Die Gekündigten aber kennen sie nicht. Oder sind so geschockt, dass sie sie nicht einordnen können.
Je nach Typus steckten sie unterschiedlich lange in den einzelnen Phasen fest. Vor allem die Phase 3 kann sich über mehrere Monate hinziehen, länger als jede Kündigungsfrist.
Ein wirklich wertschätzendes Kündigungsmanagement berücksichtigt das, etwa durch das Beistellen eines persönlichen Coaches oder einer Outplacement-Beratung. Ein verdienter Mitarbeiter sollte das dem Unternehmen wert sein.
Nächste Woche: Ich muss da mal 'wen kündigen