Was bringt es noch, ein Buch zu schreiben?

Nebenberufsautoren. Wöchentlich erscheinen neue Werke, in denen sich allerlei Experten ihre Weisheiten von der Seele schreiben. Die erfolgreichen Bücher sind nicht Selbstzweck, sondern Vehikel für andere, sorgfältig durchdachte Intentionen.

Es begann vor gut zehn Jahren. Plötzlich sah man in den Buchhandlungen überall Bücher, die von mehr oder weniger prominenten Managern oder anderen Experten verfasst worden waren, um sich auch literarisch zu verewigen. Ein wenig Eitelkeit mag dahinterstecken, doch oft ist das Motiv beinhartes Kalkül. So ein Buch kann immer noch ein großartiges Verkaufsvehikel sein, wenn es möglichst viele der folgenden Voraussetzungen erfüllt:

► Der Autor ist bekannt oder aktuell in den Medien.
► Er hat auf diesem Gebiet tatsächlich etwas zu sagen.
► Titel und Thema reißen vom Hocker, die vertretene These ist provokant und polarisiert.
► Der Autor ist ein Selbstvermarktungsgenie.

Fakt ist: Die zu erwartenden Einkünfte (die Tantiemen betragen im Schnitt zehn Prozent des Verkaufspreises) lohnen die Mühe kaum. Wohl aber die Umwegrentabilität. Wenn der Personalberater und Diepresse.com-Kolumnist Conrad Pramböck ein neues Buch schreibt, bewirbt er es höchstpersönlich mit Lesungen in Buchhandlungen, vor seinen Studenten an der Universität oder vor geladenen Gästen im Café. Das bringt ihm Einladungen zu (idealerweise bezahlten) Vorträgen, wo er wiederum potenzielle Kunden und Kandidaten kennenlernt, denen er sein Buch in die Hand drücken kann. Kleine Geschenke erhalten bekanntlich die Freundschaft.

Oder Seniors4Success-Gründer Leopold Stieger: Im Handel gehen seine Bücher zum Thema Vorbereitung auf die Pension unter. Bietet er sie aber Personalchefs an, reißen die sie ihm aus der Hand. Damit haben sie ein nettes Abschiedsgeschenk für ihre Pensionäre und bestellen mit etwas Glück auch gleich ein vorbereitendes Seminar.

Manchmal sind tatsächlich idealistische Motive die Treiber. Ex-Herold Geschäftsführer Thomas Friess, beruflich in der digitalen Welt zu Hause, warnt vor ebendieser in einem (atypisch in Romanform verfassten) NSA-Krimi. Dort zeigt er die Folgen des sorglos-gutgläubigen Umgangs mit persönlichen Daten auf.

Gemeinsame Klammer dieser drei Beispiele: Das Buch ist nicht Selbstzweck, sondern Vehikel für eine andere, sorgfältig durchdachte Intention.

Eigen- oder Fremdverlag?

Erste Wahl ist immer ein wohlbeleumundeter Buchverlag, zu dessen Programm das geplante Werk passt. Die Vorabrecherche lohnt sich schon, um sich die Enttäuschung zu ersparen.

Auch das Prozedere erinnert an eine Blindbewerbung. Man sendet Lebenslauf, Konzept und Textprobe ein und hofft auf Wohlwollen und Gefallen. Was noch nicht viel heißt: Erst wenn das komplette Werk vorliegt, wird ein Vertrag geschlossen. Wem der Verlag mehr als 2000 Exemplare Startauflage zutraut, der gilt auf dem kleinen heimischen Markt schon als vielversprechend.

Entscheidend ist, so viel Marketing wie möglich auszuhandeln. Hier zeigt sich, wie sehr der Verlag an seinen Autor glaubt. Im Minimalfall preist er seine „Waschzettel“ – kleinformatige Flyer mit Cover und Basisinfos zum Buch – als Mittel der Wahl an. Damit ist nicht viel getan. Effektiver ist professionelle Öffentlichkeits- und Medienarbeit, dazu Buchpräsentationen und Lesungen, von denen Videos für YouTube mitgeschnitten werden. Natürlich wird das Werk nicht nur im Handel, sondern auch bei Amazon, Morawa und Co. gelistet und als eBook angeboten.

Beißt kein Verlag an, bleibt immer noch der Eigenverlag. Hier geht man online durch das Bestellmenü, wählt Layout, Format und Auflage aus und listet auch selbst bei Amazon. Weil einem die eigenen Grammatik- und Tippfehler nie auffallen, lohnen sich die Mehrkosten für ein Lektorat. So weit, so gut. Doch Eigenverlage haben einen gewichtigen Nachteil: Ist dieser Weg einmal beschritten, hat man bei klassischen Buchverlagen keine Chance mehr.

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