Was tust du, wenn du aufwachst und deine Welt ist digital?

Einmal-Blog und ein paar Gedanken zum heurigen Pioneers Festival.

Bis zum Erzherzog Carl-Denkmal am Heldenplatz reichte die Schlange. Das diesjährige Pioneers Festival in der Wiener Hofburg startete – mit einem Systemausfall. Die Besuchter mussten händisch eingecheckt werden. Welche Ironie.

Der Begeisterung bei der (ungerührt pünktlichen) Eröffnung tat das keinen Abbruch. Es funktioniert halt immer, wenn jeder Redner Stadt und Location mit Lob bedenkt. Da freut sich das Publikum (60 Prozent Hipster-Bärte) und beklatscht hymnisch auch alles, was er später sagt.

Noch mehr freut sich das Publikum, wenn die Show mit technischen Spielereien beginnt. Laser- und Lichtshows zu dröhnendem Techno-Beats beeindrucken keinen mehr. Da muss schon der Moderator mit einem Digitalwürfel über den Kopf gestülpt auf die Bühne springen, auf dessen Front ein Video des Co-Moderators projiziert wird. Doppelconference mit digitalem Co-Moderator, sozusagen. Wozu das Ganze dient, ist unwichtig. Hauptsache, das Publikum klatscht umso lauter, wenn der Moderator endlich den Würfel abnimmt und der echte Co-Moderator die Bühne betritt.

Real wird virtuell

Technik ist geil, so die Botschaft des Vormittags. Unser reales Leben wird in das digitale eingebettet werden, untrennbar. Und nicht umgekehrt. Lassen Sie das mal sickern. 

Unser reales Leben wird digital. Das ist die Erkenntnis aus einer der - im Übrigen hervorragenden - Case Studies in einem der Nebensäle. Hervorragend deswegen, weil die Summe der Präsentationen das Bild einer Zukunft zeichnet, an der emsig gewerkt wird. Ist doch gut zu wissen, wohin wir sehenden Auges rennen.

Mark Rolston von Argo Design etwa beschrieb Software Interfaces, die demnächst überall in der realen Welt auftauchen werden. Wem das zu abstrakt klingt, der erinnere sich an den Pokemon Go-Hype vor ein paar Monaten (spricht heute noch jemand davon?) Der Verkehr rund um den Central Park war lahmgelegt, weil die Fahrer ihre Autos mitten auf der Straße stehenließen, um einem seltenen Pokemon nachzujagen.

An (etwas nützlicheren) Anwendungen wird eifrig programmiert: Kochrezepte, die sich auf meiner Küchenplatte einblenden, damit ich das iPad nicht mehr bekleckere. Restauranttische, auf deren Oberfläche auf wundersame Weise die Rechnung erscheint. Serviertabletts bei McDonalds, die mir die Entscheidung abnehmen, welcher Burger der fettere ist. Facebook Meta-me's, die mich in als Superhero darstellen, während ich in Wahrheit als bierbäuchiger Nerd im Sofa hänge.

Es geht nicht mehr um einzelne digitale Devices, jubelt Rolston. Es geht um eine Komplettintegration. Alles rund um uns wird einbezogen.

Nicht allen ist das geheuer. „What would you do when you wake up and find your whole world is virtual?“ schreibt ein Teilnehmer (ich ahne, es ist eine Dame) in das virtuelle Q&A-System.

Rolston überspringt die Frage.

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