Wie eine Maus in der Falle

Mobbing. Kämpfen, flüchten oder tot stellen. Auf diese drei Optionen lässt sich jede Entscheidung im Leben herunterbrechen. Totstellen ist die schlechteste.

Nehmen wir an, Mobbingopfer würden schreien. Laut, schrill und vernehmlich. Damit würden sie zwangsläufig Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Jeder in Hörweite würde reagieren, positiv oder negativ, schon um den Lärm abzustellen.

Doch Mobbingopfer leiden still. Weder schlagen sie zurück noch die Tür hinter sich zu. Würden sie eines davon tun, wären sie per Definition keine Mobbingopfer mehr. Sondern Menschen mit normalem Handlungsradius, die kämpfen (sich wehren) oder flüchten (kündigen). Zum „Opfer“ macht sie die Wahl der dritten, der schlechtesten Option: Sie stellen sich tot. Das bringt die Sache erst richtig ins Rollen.

Der deutsche Autor Holger Wyrwa recherchierte für „Mobbing – nicht mit mir!“ die Auslöser dafür. 60 Prozent der Opfer, fand er heraus, hatten unerwünschte Kritik an ihren späteren Peinigern geäußert. 59 Prozent wurden als Konkurrenz empfunden. 40 Prozent zogen Neid auf sich. 37 Prozent wurden als zu leistungsfähig empfunden. Und in 29 Prozent der Fälle brauchte man einfach einen Sündenbock.

Mach den Mobber mürbe

Doch Mobber ist nicht gleich Mobber. Nach ihrer Motivlage unterscheidet Wywra fünf Typen:

► Der Lustmobber

zeigt sadistische Züge. Er verspürt pure Freude, wenn er andere quält. Dann endlich fühlt er sich groß, mächtig und als Herr der Lage.

► Die Motive des Angstmobbers

sind Furcht (vor dem Unbekannten, vor dem Fremden) oder Neid. Indem er den Rivalen mobbt, will er die gewünschte Ordnung wiederherstellen.

Ko- oder Auftragsmobber

werden vom Hauptmobber angestiftet. Sie gehorchen aus Angst, sonst selbst in die Schusslinie (etwa des Chefs, der einen Mitarbeiter loswerden will) zu geraten.

Stressmobber

brauchen ein Ventil. Sie fühlen sich besser, wenn es einem anderen noch schlechter geht als ihnen.

Machtmobber

mobben, einfach weil sie es können. Ihnen geht es um Macht und um den eigenen Vorteil.

Um der Falle zu entkommen, bleibt dem Gemobbten nur ein Weg, sagt Wyrwa: das Totstellen aufgeben und zurückschlagen, ohne Skrupel und ohne den naiven Irrglauben, den Mobber jemals für sich gewinnen zu können. Man müsse ein Ziel (z. B. Abfertigung) und eine Strategie definieren: ihn mit Gegengerüchten, täglichen Nadelstichen und eigenen Intrigen zu zermürben. Wyrwa empfiehlt, sich von hehren Moralvorstellungen zu verabschieden. Er vergleicht die Situation mit einem Land mit Linksverkehr: Dort passt man sich auch an, um zu überleben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.