Finanzen. Reich wird, wer sein Geld für sich arbeiten lässt, sagt ein US-japanischer Investor. Angestellte werden es nie.
Was läuft bloß falsch? Man hat einen guten Abschluss, arbeitet hart, heiratet, bekommt Kinder. Das Leben wird teurer. Also arbeitet man mehr, nimmt vielleicht eine besser bezahlte Stelle an. Aber die Kosten steigen weiter. Man kommt auf keinen grünen Zweig.
Das System Festanstellung ist schuld, zieht Robert T. Kiyosaki, US-Autor („Rich Dad, Poor Dad“) japanischer Abstammung, messerscharf Bilanz. Selbst früher Unternehmer, stieg der ehemalige Kampfhubschrauberpilot mit 47 Jahren aus seiner Firma aus und widmet sich seither seiner Leidenschaft, dem Investieren.
Warum die Festanstellung schuld ist? Weil, sagt Kiyosaki, wer einmal darin gefangen, in seinem Denken blockiert sei. Er erkenne nicht mehr die finanziellen Chancen, die ihm das Leben biete. Er werde zum Sklaven seines Gehalts. Und seines Arbeitgebers, der die Macht darüber in Händen hält. Zielführender sei es, sich selbst an den Machthebel zu setzen und sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Das unterscheide die Mittelschicht von wahrhaft reichen Menschen. Die hingen nicht vom fremdbestimmten Gehalt ab, sondern generierten mannigfaltige Einnahmen aus Zinsen, Dividenden, Mieterlösen und Lizenzgebühren.
Warum Angestellte nicht reich werden
Zuerst müsse man lernen, sagt Kiyosaki, zwischen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten zu unterscheiden. Erstere bringen Geld, letztere vernichten es. Ein Irrtum, wer meine, mit der Verbindlichkeit des Kaufs einer Immobilie einen Vermögenswert zu schaffen. Denn, egal ob als Alterssitz oder als Spekulationsobjekt angeschafft, sie verursache nur neue Kosten: Kreditraten, Steuern, Versicherung, Betriebskosten. Über die Jahre fressen die jeden Verkaufsgewinn auf.
Der Unterschied zwischen Reichen, Mittelstand und Armen, postuliert Kiyosaki, bestehe darin, dass Reiche von dem Cashflow, den ihr Vermögen erzeugt, leben können. Was übrig bleibt, investierten sie, weshalb sie ständig neue Vermögenswerte erwerben. Der Mittelstand aber hechle hinterdrein, endlich genug zu verdienen, um seiner Verbindlichkeiten Herr zu werden. Arme geben ihr Weniges einfach aus.
Es sind alte Glaubenssätze, meint er, die brave Angestellte daran hinderten, mit ihrem Geld gewinnbringend umzugehen. Ihre Angst vor Verlusten etwa (hier hört man Kiyosaki den risikoliebenden Amerikaner an).
Tatsächlich ist bewiesen, dass es sich subjektiv schlimmer anfühlt, 100 bereits besessene Dollar mit einer Investition wieder zu verlieren, als dass die Möglichkeit anspornt, mit derselben Investition 200 Dollar zu verdienen. Im Sparbuch- und Bausparer-Land Österreich kommt wohl auch ein gerütteltes Maß an Gewohnheit dazu, lieber den vertrauten, wenn auch verlustbringenden Anlageformen treu zu bleiben.
Wie man Vermögen anhäuft
Kiyosaki schreibt das Auf-dem-Stand-treten des Mittelstands schlicht der Faulheit zu, sich über lukrative Anlagemöglichkeiten nicht zu informieren. Um wie viel bequemer sei es doch, jeden Morgen zum Arbeitsplatz zu traben und über das unzureichende Gehalt zu lamentieren.
Ein paar konstruktive Vorschläge hat er dann doch. Etwa, sich einen „überwältig starken Beweggrund“ (z.B. eine Weltreise) zu suchen, der selbst Angestellte aus ihrer Komfortzone peitscht. Oder sich risikoaffine Freunde zu suchen – die vorsichtigen bremsen halt gar so. Hilfreich sei auch, Finanzthemen zum neuen Lieblingshobby zu machen. Wie sonst erkennt man Chancen?
Die entscheidende Angewohnheit aber sei, meint er, täglich zu überdenken, ob man sein Geld ausgibt (wie es der angestellte Mittelstand und Arme tun) oder anlegt (so wie die Reichen). Und sich bei jeder, wirklich jeder Investition zu fragen, wann sie sich
rechnet.
(Print-Ausgabe, 30.09.2017)