Unternehmen: Noch besser auf die Jungen einstellen

(c) Daniel Nuderscher
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Mitarbeiter. Great Place to Work zeichnete die besten Arbeitgeber Österreichs aus. Was auffiel: Die Generation Y ist eine Herausforderung: Sie ist kritisch, weniger leicht zufriedenzustellen und auch weniger loyal.

Seit dieser Woche stehen die besten Arbeitgeber Österreichs 2018 fest. Great Place to Work zeichnete bei einer großen Gala am Donnerstag 44 Unternehmen mit dem Gütesiegel "Österreichs Beste Arbeitgeber" aus. Für besonderes Engagement für Trends in der Arbeitswelt wurden außerdem drei Sonderpreise verliehen - zu den Preisträgern zählen "Russmedia Österreich" für "Betriebliche Bildung & Lebenslanges Lernen", "paysafecard" für "Neue Arbeitswelt & Lebensqualität" und "MERKUR Warenhandels AG" für Diversity & Inclusion".

Die Daten, anhand derer die Unternehmen gekürt wurden, zeigten einige Trends auf. Die gute Nachricht: „90 Prozent der Mitarbeiter in ausgezeichneten Unternehmen geben an: Alles in allem ist das hier ein sehr guter Arbeitsplatz“, sagt Doris Palz, Geschäftsführerin von Great Place to Work Österreich. Allerdings gebe es auch Erkenntnisse, die Führungskräfte nachdenklich stimmen sollten – vor allem jene in den kleineren Unternehmen mit 20 bis 49 Mitarbeitern. Sie, die Führungskräfte, bekommen im Vergleich zum vergangenen Jahr ein kritischeres Zeugnis ausgestellt, ihre Führungskompetenz wird heuer weniger hoch eingeschätzt als 2017 (89 zu 96 Prozent).

Wenn es um Information, Kommunikation und Einbindung in Entscheidungen geht, könnten Führungskräfte in den Augen ihrer Mitarbeiter mehr tun. Es werde, sagt Palz, „der Bedarf nach strukturierterer Zusammenarbeit deutlich“. Aufgrund des Wachstums seien viele Unternehmen überfordert, entsprechende Strukturen zur Verfügung zu stellen. Und: „Mitarbeiter möchten ihre Führungskräfte weiter bestärken, noch mehr und klarer zu delegieren und noch mehr Aufmerksamkeit in die Koordination der Mitarbeitenden zu investieren.“ Das gelte für Betriebe aller Größen.

(c) Great Place to Work

Eine zweite große Erkenntnis seien die Unterschiede zwischen den Generationen. „Je jünger die Mitarbeiter sind, desto weniger Bedeutung hat die Arbeit für sie“, sagt Palz. Dass Arbeit „mehr als nur ein Job“ sei, sehen 54 Prozent der Unter-25-Jährigen (Generation Y) so. Die Zustimmung dazu – die Loyalität zum Unternehmen ebenso wie der Stolz auf die Arbeit – steigt mit dem Alter auf 87 Prozent in der Generation 55 plus.

Umgekehrt stellt das ein Risiko für Unternehmen dar, gute Mitarbeiter auch wieder rasch zu verlieren. Daher gilt es für viele, an ihrer Arbeitgebermarke zu arbeiten und die Entwicklungen auch abzufragen und nicht nur „kosmetische“ Eingriffe zu veranstalten. Insofern verwundert es nicht, dass 40 Prozent der ausgezeichneten Unternehmen erstmals bei der Mitarbeiterbefragung mit Great Place to Work mitgemacht haben.

Ist mein Chef auch kompetent?

Noch einmal zurück zum Thema Führung: Auch hier zeigt sich die Generation Y besonders kritisch. Sie wolle vorpreschen, könne aber nicht immer so rasch und so hoch wie gewünscht aufsteigen und fühle sich unter Wert geschlagen, sagt Palz. Daher stellt die junge Generation die Kompetenz ihrer Führungskräfte stärker infrage und verlangt nach respektvollem Umgang untereinander und zwischen den Hierarchieebenen.

Übrigens: Auch der materielle Ausgleich wird von den Jüngeren kritischer gesehen als von älteren Mitarbeitern: 64 Prozent der Unter-25-Jährigen empfinden ihre Bezahlung als angemessen, 70 Prozent fühlen sich angemessen am Erfolg beteiligt. Bei der Generation 55 plus liegt die Zustimmung bei 77 bzw. 73 Prozent. (mhk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2018)

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