Quereinsteiger sind so gut wie ausgebildete Lehrer

Clemens Fabry
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Guter Schulunterricht braucht kein Lehramtsstudium, zeigt eine EU-Studie.

Um ein guter Lehrer zu sein, muss man nicht Lehramt studieren. Das zeigt eine Erasmus+-Studie, die in fünf EU-Ländern durchgeführt wurde. In Österreich sind Absolventen von Lehramtstudien und Teilnehmer der Initiative Teach For Austria, die Quereinsteiger an Mittelschulen, Polytechnische Schulen und Kindergärten holt, zwei Jahre nach dem Berufseinstieg fachlich und pädagogisch zumindest auf demselben Niveau.

Alternative Programme gleich auf

Seit 2016 begleitete das Projekt "A New Way for New Talents in Teaching" (NEWTT) drei Jahre lang Quereinsteiger-Programme von „Teach For"-Organisationen in Bulgarien, Lettland, Österreich, Rumänien und Spanien. Verglichen wurden die ersten beiden Dienstjahre von 300 klassisch ausgebildeten Lehrern und 240 Quereinsteigern.

Die Universität Duisburg-Essen trug die Ergebnisse schließlich zusammen: Quereinsteiger hatten in Österreich mehr theoretische und praktische Lernmöglichkeiten und schnitten sowohl bei "Pädagogisches Unterrichtswissen" (PUW) als auch bei den Unterrichtskompetenzen teils deutlich besser ab als Absolventen der Pädagogischen Hochschulen (PH).

Teach for Austria

Seit 2012 sind Quereinsteiger für „Teach For Austria" an österreichischen Brennpunktschulen aktiv. Dafür werden Uni-Absolventen ausgewählt, die in einer Sommerakademie auf den Unterricht in NMS und Polytechnischen Schulen vorbereitet werden. Eingesetzt werden sie meist an Standorten, an denen ein hohes Risiko für Schulabbruch herrscht. Während des zweijährigen Programms finden laufend Fortbildungen statt, etwa die Hälfte der Quereinsteiger bleiben auch nach dem Programmende für mindestens ein weiteres Jahr an den Schulen. Seit diesem Frühling werden Quereinsteiger auch an Kindergärten vermittelt.

Soziale Verantwortung als Motivation

Außerdem fühlten sich traditionell ausgebildete Lehrer signifikant schlechter auf das Unterrichten vorbereitet. 95 Prozent der Quereinsteiger, die davor ein Studium der Sozialwissenschaften, Jus oder Wirtschaft abgeschlossen haben, sagten hingegegen, dass ihr Fachwissen ihnen helfe, Schülerfragen abseits des eigentlichen Unterrichtsstoffs zu beantworten. Unter den PH-Absolventen gaben das nur 41 Prozent an.

Das wichtigste Motiv für die Berufswahl war für beide Gruppen die Arbeit mit Kindern. Während jedoch bei Lehramtsabsolventen das Interesse am Fach und die Jobsicherheit als zusätzliche Hauptmotive genannt wurden, war es bei den Quereinsteigern die „soziale Verantwortung". Unterschiede gab es zudem bei den spezifischen Biografien: Die Quereinsteiger hatten deutlich mehr „hervorragende" Schulabschlüsse, im Ausland studiert oder gearbeitet und Freiwilligenarbeit geleistet.

(APA/juwe)

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