„Die Schuldenkrise nagt nach wie vor an uns“

Jungunternehmer. „Die momentane Rechtslage ist wie eine morsche Holzbrücke“, erklärt Markus Roth, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft. Ein Advisory Board aus Experten will der Regierung nun Druck machen. Die Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups sollen rasch verbessert werden.

Es ist ein verhaltener Optimismus, aber für Markus Roth durchaus ein überraschender, den die österreichischen Jungunternehmer der Konjunkturaussicht für das erste Halbjahr 2013 schenken. Die jüngsten Ergebnisse einer Umfrage der Jungen Wirtschaft zeigen die Einschätzungen von 1200 Selbstständigen zur Entwicklung der österreichischen Wirtschaft in den kommenden Monaten auf.

So gehen 15 Prozent von einer Verbesserung der Situation im Jahr 2013 aus, knapp die Hälfte glaubt, sie wird gleich bleiben, und 26 Prozent der Befragten erwarten sich eine Verschlechterung der Lage. Die Vorsicht der Jungunternehmer lässt sich für Roth ganz klar auf die makroökonomischen Unsicherheiten Europas zurückführen: „Die Staatsschuldenkrise ist inzwischen zum Dauerproblem geworden. Sie nagt immer noch an uns, das führt zu Zurückhaltung. Die europäische Politik muss entschlossener auf die Schuldenkrise reagieren. Nur auf diese Weise kann ein - vor allem rechtliches - Umfeld geschaffen werden, das erlaubt, volles Potenzial der Selbstständigen zu entwickeln.“

Erträge und Investitionen

28 Prozent der Jungunternehmer sehen in den kommenden Monaten eine positivere Entwicklung der Ertragslage. Dies bedeutet einen leichten Aufwärtstrend um vier Prozent im Vergleich zur Umfrage im August.

Fast die Hälfte der Befragten möchte konstant viel investieren. Knapp ein Viertel gibt an, die Investitionen sogar erhöhen zu wollen. Dem gegenüber stehen 27 Prozent, die hier  ihre Aktivitäten senken möchten. Bei den Fragen zur Kostensituation schätzt beinahe jeder zweite der Selbstständigen die Lage als konstant ein. An eine Verbesserung glauben 17 Prozent, und fast jeder Dritte geht von einer schlechteren Lage in den kommenden Monaten aus.

Banken sind keine Experten

Für Roth sind alternative Finanzierungsmethoden – in Ergänzung zu den Banken – der Weg zur Erleichterung der Situation. „Österreich ist in Europa trauriges Schlusslicht, wenn es um derartige Finanzierungen geht. Banken können und sollen solche Risken nicht eingehen, deshalb brauchen wir mehr Privatbeteiligungen. Aber auch die Business-Angel-Börse des ,Austria Wirtschaftsservice‘ wächst täglich. Solche Experten können korrigierend eingreifen und ihre Kontakte nützen.“

Laut Roth könne man auf diese Weise die für Österreich so typische Angst vor dem Scheitern leichter dämpfen. Einen Erfolg sieht er in der Einführung der „GmbH light“, die nur 10.000 Euro Startkapital verlangt und den Schritt in die Selbstständigkeit erleichtern soll.

Rasche Verbesserungen

Im Jänner wird ein Advisory Board zusammentreten, das mit Bankenvertretern, Crowdfundern, Steuerberatern und Rechtsexperten besetzt ist. So soll der Regierung Druck gemacht werden. Roths Ziel ist es, sehr bald Ergebnisse präsentieren zu können. Er möchte vor allem im Bereich Crowdfunding, also Sammeln von privaten Spenden und Beteiligungen über Online-Plattformen, das in Österreich keine Rechtssicherheit genießt, sowie beim Thema „Freibetragsgrenze von Privatbeteiligungen“ rasch Fortschritte erzielen.

Dass 2013 ein Wahljahr ist, sieht Roth als Chance, zeigt sich aber dennoch nüchtern in den Erwartungen. „Nichts, was die Konjunktur belebt, ist ein Wahlzuckerl. Diese sollen und müssen zugunsten der Jüngeren gehen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2013)

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