Kolumne "Führungsfehler". Zu Weihnachten legte sich der Geschäftsführer einen Hund zu. Den wollte er ab sofort ins Büro mitnehmen. Ist der süß!, riefen seine Damen entzückt. Wenn sie gewusst hätten, was sie sich da einbrockten.
Zugegeben, der Welpe war niedlich. Der Chef genoss die neue Aufmerksamkeit und übertrug postwendend die Verantwortung an seine Sekretärin. Sie ging ohnehin täglich zur Post, da könne sie auch gleich Gassi gehen. Die Sekretärin (tierlieb, aber unerfahren) freute sich.
Ihren ersten Dämpfer bekam sie, als Kira - so hieß die Hundedame - auf dem Empfangsteppich ein Häufchen machte. Der Chef hatte gerade Besuch und die Sekretärin wollte verhindern, dass der beim Verlassen des Büros über das Häufchen stolperte. Zähneknirschend entfernte sie es. Kira wedelte mit dem Schwanz.
Beim zweiten Häufchen erklärte die Sekretärin dem Chef, dass sie sich dafür nicht zuständig fühlte. Wären Sie halt rechtzeitig Gassi gegangen, kläffte der Chef zurück. Das erste Häufchen hätte sie ja auch nicht gestört. Kira kläffte mit.
Bald häuften sich die Beschwerden. Mal waren die Handtaschen der Damen ausgeräumt, mal die Wurstsemmeln vom Tisch gestohlen. Mal zerriss Kira Nylonstrümpfe, mal zerbiss sie die Computerkabel. Stellt halt eure Taschen in die Kästen, blaffte der Chef. Und passt besser auf die Computer auf, die sind Firmeneigentum. Kira blaffte mit.
Endgültig nicht mehr zu bändigen war die Hündin mit Beginn ihrer Pubertät. Die entnervte Sekretärin buchte schließlich einen Abrichtkurs.
Sie durfte ihn sich selbst bezahlen.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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