Kolumne "Führungsfehler". Ein weltbekannter Konzern. Eine begabte Mitarbeiterin. Man förderte sie. Bis sie schwanger wurde.
Ihr Aufstieg: steil. Sie wusste, sie war für höhere Weihen vorgesehen. Regelmäßig bekam sie Einladungen zu Fortbildungskursen, um die sie ihre Kollegen beneideten. Die Kurse waren ein Privileg.
Zu ihrer Familienplanung hatte man sie nie gefragt. Keiner ihrer Vorgesetzten schien eine bei ihr anzunehmen, bis sie eines Tages freudestrahlend verkündete, ein Baby an Bord zu haben. Sie erntete baffes Erstaunen. „Jetzt bin ich aber überrascht...“, stammelte ihr Chef, bevor er ihr artig gratulierte.
Die folgenden Monate waren turbulent. „Ich schaukle ja jetzt ein Projekt mehr“, sagte sie fröhlich. Dass sie keine Einladungen zu Fortbildungskursen mehr bekam, fiel ihr nicht auf.
Gleich nach dem Mutterschutz kam sie zurück, opferte die Karenz der Karriere. Kurseinladungen kamen trotzdem keine mehr. Nach ein paar Monaten fragte sie ihren Chef. Der wich aus. Es fänden grade keine Kurse statt, wand er sich. Sie wusste, er log.
Die Wahrheit war, dass sie mit Bekanntgeben ihrer Schwangerschaft von der Förderliste gekippt worden war. Eine Kollegin aus der HR-Abteilung bestätigte ihr das in feuchtfröhlicher Stimmung. Der Konzern wolle Leute, die ihm mit Haut und Haaren gehören, fügte sie mit einem Schulterzucken bei. Da könne man nichts machen.
Oder keine Kinder bekommen.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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