Kolumne „Führungsfehler“. Da saßen sie nun beim Sechsaugengespräch. Und der Karren war so was von verfahren.
Die Personalverrechnerin war am Rande des Nervenzusammenbruchs. Eigentlich darüber hinaus. Sie schluchzte und lamentierte, so lange, bis der zur gefälligen Beobachtung eingeladene HR-Vertreter entnervt die Flucht ergriff.
Zurück blieben die Personalverrechnerin und ihre Chefin, die Finanzdirektorin. Und ja, die hatte ein schlechtes Gewissen. Sie hatte ihrer Mitarbeiterin ein Projekt übertragen, das ihr selbst nicht schwierig vorkam. Ein bissl hineinlesen, ein bissl durchbeißen, das kann doch jeder. Dachte sie.
Die Personalverrechnerin konnte es nicht. Sie fühlte sich in den Regen gestellt und allein gelassen. Ich hätte das bemerken müssen, dachte die Finanzdirektorin. Aber ich ging von mir aus statt von ihr. Für mich wäre das Thema kein Problem.
Weil sie eine grundsätzlich empathische Führungskraft war, ließ sie ihre Mitarbeiterin ausweinen, glättete die Wogen, versicherte sie ihrer Wertschätzung und nahm ihr behutsam das Projekt aus den Händen. Dann ging sie mit ihr essen. Als Danke. Und als Entschuldigung.
Und alles war wieder gut.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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