Kolumne "Führungsfehler". Er treffe grundsätzlich keine falschen Entscheidungen, verlautbarte der neue Geschäftsführer. Wenn, dann läge es an falschen Entscheidungsgrundlagen.
Die Griechen kommen! Dem Österreich-Team gereichte das hellenische Konsortium nicht eben zur Freude. Vor allem der neue Geschäftsführer – im Folgenden „Zeus“ genannt – gewann mit Aussagen wie dieser nicht eben ihre Herzen.
Damals arbeitete der Entwicklungsleiter des Österreich-Teams an zwei Zukunftsprojekten. Projekt 1 galt dem wichtigsten Kunden, eine Auftragsentwicklung mit großem Marktpotenzial und oberster Priorität. Projekt 2 war strategisch wichtig, aber intern. Deshalb hatte es Priorität 2.
Der Entwicklungsleiter berichtete Zeus über den Fortschritt beider Projekte. Der unterbrach bald unwirsch und befahl, die Prioritäten zu tauschen. Der Entwicklungsleiter war entgeistert. Dafür müsse er kritische Schlüsselpersonen von 1 abziehen und 2 zuordnen, argumentierte er. Der Kunde werde nicht begeistert sein.
Zeus' Antwort ging in die Firmengeschichte ein. Erstens, blaffte er den Entwicklungsleiter an, wenn er einen Befehl gebe, wünsche er keine Widerrede. Zweitens, Projekt 2 habe zwar ab sofort Top-Priorität, aber der Entwicklungsleiter dürfe dennoch keine Leute von Projekt 1 abziehen. Das allerdings war schlichtweg unmöglich.
Man ahnt es bereits – die Zusammenarbeit der beiden war nicht eben fruchtbar. Ein halbes Jahr später wurde der Entwicklungsleiter gekündigt.
Zeus kurz darauf allerdings auch. Weil der Kunde, dem Projekt 1 galt, abgesprungen war.
Er fühlte sich nicht mehr gebührend betreut.
Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle "Führungsfehler" finden Sie hier.