Kolumne "Führungsfehler". Als die junge Deutsche das Marketing der Schweizer Großbäckerei übernahm, rechnete sie mit vielem. Nur nicht mit der Schweizer Version von Family Business.
Sie war ein Marketingprofi. Konzernerfahren und international geprägt. Die Liebe verschlug sie zu den Eidgenossen, in ein grünes Tal, in dem die Uhren noch anders ticken.
Es dauerte lange, bis sie einen Job fand. Das Marketing der Filialbäckerei war einfach – Brot des Monats, saisonale Aktionen, Poster drucken. Keine Strategie, nur Taktik. Sie wusste, da war mehr drinnen. Sie schrieb dem Bäcker ein Konzept. Interessant, sagte er. Ich werde es meiner Frau zeigen.
Deiner Frau? Die Deutsche staunte. Die Ehefrau war kein Mitglied der Geschäftsleitung. Sie arbeitete überhaupt nicht mit, sondern zog die fünf gemeinsamen Kinder groß. Seine Frau hätte oft gute Ideen, erklärte der Bäcker. Brötchen in Marienkäferform etwa. Die Marketingleiterin war verwirrt.
Ein paar Tage später sprach sie den Bäcker auf ihr Konzept an. Er habe es seiner Frau gezeigt, bestätigte er. Seine Frau hätte es nicht verstanden. Und sie ließ fragen, ob es schon einen Plakatentwurf für die Brötchen in Marienkäferform gäbe. Gibt es die Brötchen etwa schon?, wunderte sich die Marketingleiterin. Ich arbeite dran, antwortete der Boss.
Da verstand die Marketingleiterin. Der wahre Chef in Haus war – seine Frau.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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