Kolumne "Führungsfehler". Eine Mechanikerwerkstatt, im Nirgendwo zwischen Feldern und Wäldern. In der Werkstatt: eine reine Männerpartie. Im Büro: zwei verschüchterte Damen, genannt „die Büromäuse“.
Der Chef meinte es gut. Unser Männerüberhang muss gebrochen werden, visionierte er. Und zwar durch eine Gleichstellungsbeauftragte und durch weibliche Lehrlinge. Die ließ er gleich suchen.
- Die erste warf noch am Schnuppertag das Handtuch, als sie sich an einem LKW-Reifen einen Fingernagel abbrach.
- Die zweite war robuster, litt aber unter den eindeutigen Herrenwitzen. Als einer der Kollegen ihr dann noch einen Klaps auf den Po gab, kündigte sie, zog vor die Gleichstellungkommission und kassierte eine saftige Schadenersatzzahlung.
- Die dritte sah aus wie ein Mann. Stämmig, kurze Haare, Karohemd, Latzhose. Als der erste Kollege die Nummer mit dem Klaps abziehen wollte, holte er sich buchstäblich eine blutige Nase. „Im Lebenslauf steht 'Kickboxen' als Hobby“, feixten die Büromäuse.
Und doch gewann die Neue die Herzen der Mechaniker, als sie am nächsten Tag mit einem Kasten Bier daherkam und sie mit Herrenwitzen beeindruckte, die noch tiefer waren als ihre eigenen.
Als dann die Wahl zur Gleichstellungsbeauftragten anstand, bekam sie die Stimmen aller Männer, aber keine der beiden Bürodamen.
Weil sie sich nicht von ihr verstanden fühlten - und immer noch hilflos der Männerpartie ausgeliefert waren. Änderung ist leider keine in Sicht. Trotz Gleichstellungsbeauftragter.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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