Kolumne "Führungsfehler". Ja, sie waren eine Chaostruppe. Aber die Abteilung florierte – bis der Neue kam.
In der Inkassoabteilung galt Gleitzeit. Jeder kam und ging, wann er wollte, Hauptsache, die Arbeit war erledigt. Man hatte ohnehin nur telefonischen Kundenkontakt, also richtete es sich jeder ein, wie es ihm gefiel. Eine Kollegin liebte rosa Jogger und glitzernde Einhörner, ein Kollege seine Taucherfotos und alle liebten ihre Hunde. Derer waren es fünf an der Zahl, die erheblich zum guten Betriebsklima beitrugen. Bei Stress hilft es enorm, einen Hund zu streicheln.
Dann wurde dem Abteilungsleiter überraschend die Pension bewilligt. Ein Abschiedsmeeting und weg war er. Sein Nachfolger war ein Magister mit besten Referenzen und sogar mit Auslandserfahrung.
Als er seine Chaostruppe sah, traf ihn fast der Schlag. Augenblicklich führte er neue Regeln ein:
- Arbeit ist Arbeit und Freizeit ist Freizeit.
- Keine Hunde im Büro, keine privaten Fotos, keine Kuscheltiere, keine Deko (der Gummibaum darf bleiben).
- Kleidung macht den Mann (oder die Frau). Anzug und Krawatte für die Herren, Hosenanzug oder Kostüm für die Damen.
- Der frühe Vogel fängt den Wurm. Arbeitsbeginn ist ab sofort 8 Uhr.
Ergebnis war ein verärgertes Team. Eine ältere Kollegin ging postwendend in Krankenstand, weil sie niemanden hatte, der auf ihren Hund aufpasste. Heute arbeitet sie als Hundesitterin. Die ersten Kunden hatte sie sofort.
Die Frühaufsteher kamen mit den neuen Arbeitszeiten zurecht, die Nachteulen litten. Nicht lange, und sie fanden neue Abendjobs. Die Einhornliebhaberin im rosa Jogger verwirklicht sich heute in einem Dekoshop.
Zurück blieb ein frustrierter Abteilungsleiter mit einem stark dezimierten Team. Niemand kam mehr mit der Arbeit nach, manche Forderungen verjährten gar, weil sie nicht rechtzeitig weitergegeben wurden.
Überstunden aber verweigert das Restteam. Weil es jetzt ja nur mehr ein Job war.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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