Kolumne "Führungsfehler". Die junge Vorstandsassistentin war verzweifelt. Jeden Abend, kurz vor Dienstschluss, legte ihr der Chef einen Stapel Arbeit auf den Tisch. Was sollte sie tun?
Um die Sache zu erschweren: Die junge Vorstandsassistentin war in der Probezeit. Da muss man doch spuren, oder?
Als ihr das dritte Date in einer Woche platzte, wurde sie lautstark. Natürlich nicht zum Chef, sondern zu den Kolleginnen. Eine Erfahrene zog sie zur Seite und verriet ihr das Geheimnis, das Assistentinnen einander hinter vorgehaltener Hand weitergaben. Du musst deinen Chef erziehen, raunte sie.
Erstens, klopf' zwei Stunden vor Büroschluss bei ihm an und frag' ihn, ob heute noch etwas Wichtiges zu tun ist. Verneint er und will dann trotzdem etwas, erinnere ihn an sein Nein und dass du dir daraufhin etwas für den Abend vorgenommen hast. Aber es für ihn natürlich absagst. Am nächsten Tag spielst du das Spiel erneut – und ab jetzt täglich. Wetten, nach einer Woche hat er es kapiert?
Zweitens, kommt er immer noch mit last-minute-Arbeit, frag' ihn, ob sie zwingend noch heute abgearbeitet werden muss. Oder ob du die x Stunden Arbeit, die dafür nötig sind, morgen Früh beginnen kannst. Bist du mutig, frag' nach dem unternehmerischen Ziel, das dahintersteht. Dann muss er dir eine Erklärung präsentieren, die deine Mehrstunden rechtfertigen. Wichtig: Bleib' sachlich und verkneif dir jede Emotionen. Kein Chef mag eine maulende Assistentin.
Drittens: Wenn er es endlich richtig macht, dann lob' ihn. Schenk' ihm dein schönstes Lächeln, weil er gelernt hat, für dich mitzudenken und deinen Aufwand anzuerkennen. Weil er es sich verdient hat.
Und weil jeder ein paar Streicheleinheiten braucht.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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