Kolumne "Führungsfehler". Mitte Dezember fuhr der Chef noch einmal die volle Energie hoch. Die Mitarbeiter waren nur noch müde.
Das Jahr war hart gewesen. Niemand musste sich vorwerfen, nicht alles gegeben zu haben. Wirklich alles. Doch Mitte Dezember ging es plötzlich „noch einmal“ um die Wurst, verkündete der Geschäftsführer bei der Weihnachtsfeier. Jeder Euro zählte. „Man“ müsse die letzten Reserven anzapfen und noch einmal alles geben.
„Wer ist man“?, raunte eine Kollegin der anderen zu, „Wen meint er?“ – „Mich nicht“, flüsterte die andere ungerührt. Er konnte unmöglich sie meinen. Sie waren müde, ausgelaugt und warteten nur noch auf das Christkind. Ihre letzten Reserven gehörten der Planung des Festmahls.
Keiner der Kollegen fühlte sich angesprochen. Der hektisch agitierende Geschäftsführer erreichte sie nicht mehr. „Er hüpft wie ein Weihnachtswichtel“, kommentierte einer.
Der Name blieb dem Geschäftsführer haften. „Er wichtelt wieder“, hieß es künftig immer, wenn er energisch wurde. Ärmel hochkrempeln – seine Hektik bewirkte das Gegenteil.
Die Lektion der Geschichte: Auch ein Chef muss wissen, wann es genug ist. Wann man einfach nur auf das Jahr anstößt. Und es gut sein lässt.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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