Die größten Hits für Manager

Management im Kopf: Folge 43. Komplexität meistern. Warum es für den professionellen Umgang mit hoher Komplexität und Dynamik keine hilfreichen praktischen Beispiele gibt und welche Alternativen sich bieten.

Eine Orientierungshilfe für gute Aussichten. In ihrer Kolumne „Management im Kopf“ führt Maria Pruckner in die System Sciences als wichtigste Leitwissenschaft für das Problemlösen und Managen im 21. Jahrhundert ein.

Das World Economic Forum listet aktuell folgende Hitparade der gefragtesten Fähigkeiten für 2020:
(1) Komplexe Probleme lösen können.
(2) Differenziertes kritisches Denken.
(3) Konstruktive Kreativität.
(4) Menschenführung.
(5) Das Koordinieren von Vorgängen.
(6) Emotionale Intelligenz.
(7) Urteils- und Entscheidungskraft.
(8) Service-Orientierung.
(9) Verhandlungskunst.
(10) Geistige Flexibilität.

Aus systemwissenschaftlicher Sicht sind alle zehn Punkte gleich wichtig. Für viele Leser wären aber praktische Fallbeispiele für das Meistern hoher Komplexität und Dynamik in dieser Kolumne der größte Hit. Wäre es so einfach, hätte ich für mein Thema kein Unternehmen gegründet. So etwas macht sehr viel Arbeit, die sehr viel Geld kostet, das ich schlicht und einfach verdienen muss. Welche Arbeit hinter der Lösung komplexer Probleme steckt, kann ich hier aber gerne beantworten, denn genau das führt zu den aussichtsreichsten Lösungen.

Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen

Was immer man als System ins Auge fasst und komplex ist: Man wird aufgrund der Eigendynamik komplexer Systeme nie wieder den Zustand antreffen, der gerade der Fall ist. Komplexe Systeme verändern sich ununterbrochen. Sie müssen daher mit geeignetem Monitoring laufend und genau beobachtet werden.

Verhalte dich diskret

Für ein realistisches Bild von einem komplexen System muss man alles tun, um das System, das man beobachtet, mit seinem eigenen Verhalten nicht maßgeblich zu beeinflussen. Denn dadurch könnte man das System verändern und dadurch ein falsches Bild gewinnen. Jede Situation verlangt dafür eine andere Strategie.

Das Konzept ist ein Paradigma

Das Konzept der Systemwissenschaften ist: Es gibt kein Konzept, das man einfach erfolgreich kopieren kann, es gibt nur Unikate. Sie sind ein Paradigma, eine Denkanleitung für das Fokussieren der Aufmerksamkeit auf relevante Faktoren sowie für das erfolgreiche Beurteilen und Behandeln komplexer Probleme und Situationen.

Was soll ich denken?

Komplexität meistern ist kein Was-soll-ich-tun-Problem. Es ist ein Was-soll-ich-mir-vorstellen- und ein Was-soll-ich-denken-Problem. Bei komplexen Systemen und Problemen hat man es mit Eigendynamiken zu tun, die bestimmten Gesetzmäßigkeiten folgen. Sie treffsicher zu beurteilen, erfordert viel Wissen und Erfahrung.

Selbstregulierung

Komplexe Systeme steuern und regulieren sich selbst, das heißt, sie reparieren sich selbst. Man darf sie bloß nicht daran hindern. Aufgrund unpassender Denkweisen passiert das aber noch in den meisten Bereichen. Das macht komplexe Systeme richtig krank. Dann muss man sie neu konfigurieren, wenn das überhaupt noch geht.

Publikationen

Mehrere praktische Beispiele für das nachhaltige Meistern von Komplexität - kybernetische Systemstudien - habe ich in den 1990er-Jahren bis etwa 2007 in vielen Hunderten Seiten publiziert. Doch Komplexes lässt sich nie vollständig darstellen. Sie geben daher nur Insidern der damals untersuchten Systeme genug Orientierung.

Vorübergehende Gültigkeit

Weil sich komplexe Systeme eigendynamisch verändern, verlieren kybernetische Systemstudien mit der Zeit ihre Gültigkeit. Die meisten meiner publizierten Systemstudien sind daher heute nicht mehr zugänglich. Die Ausnahme sind meine verlegten Bücher, zum Beispiel HILFE | KRANKENHAUS aus 1999 (längst vergriffen).

Kybernetische Systemstudien

Im Rahmen einer kybernetischen Systemstudie untersucht man komplexe Systeme, indem man relevante Einflussgrößen in die Untersuchung integriert und beobachtet, wie ein System aufgrund welcher Signale welche Informationen gewinnt, und wie sie mit welchen Ergebnissen verarbeitet werden.

Kybernetische Systemdiagnosen

Für eine kybernetische Systemstudie wendet man das systemwissenschaftliche Paradigma konsequent an, insbesondere jenes der Kybernetik. Die Systemdiagnose erfolgt anhand der Überprüfung, ob entscheidende kybernetische Sollwerte erfüllt werden oder nicht. Sie sagt aus, ob und wie gut ein System funktionieren kann.

Vorhersage der Systemdynamik

Die Systemdiagnose erlaubt im Sinne der höchsten Wahrscheinlichkeit eine Vorhersage, wie sich die Systemdynamik und die Funktionstüchtigkeit eines System aufgrund der in der Untersuchung festgesellten Konstellation entwickeln wird. Diese Vorhersagen sind allerdings mit höchster Vorsicht zu genießen.

Stabilität und Instabilität

Komplexe Systeme verändern sich mit jeder Information (im Sinne eines auftretenden Unterschieds, der eben früher oder später eine Veränderung auslöst). Für längerfristig zutreffende Vorhersagen muss man den Charakter der Stabilität bzw. Instabilität eines Systems treffend beurteilen können. Das verlangt hohe Expertise.

Generieren und Umsetzen der Lösungen

Für Lösungen und ihre Umsetzung baut man die Abweichungen von kybernetischen Sollwerten ab und sorgt dafür, dass die Sollwerte umgesetzt werden, und zwar auch bei der Umsetzung. Das ist meist überhaupt kein Problem, im Gegenteil. Das mögen die Menschen, weil „es“ dadurch viel einfacher, besser und schöner wird.

Anwendungsbereiche

„Es“ schrieb ich eben, zumal man kybernetische Systemstudien und Problemlösungen auf alles anwenden kann, was von Information abhängig oder anders gesagt dynamisch ist. Dazu gehört u.a. alles, was auch nur irgendwie mit dem Privat-, Berufs-, Arbeits- und Gesellschaftsleben, Führung, Organisation und Management zu tun hat.

Aufwand – keine Freizeit

Der Arbeitsaufwand für eine treffsichere kybernetische Systemstudie über hartnäckige und nur scheinbar unlösbare Managementprobleme ist mit mindestens einem ½ bis 1 Jahr zu kalkulieren. In dieser Zeit darf und kann man sich auf nichts anderes konzentrieren, wenn man fehlerfrei arbeiten möchte. Es gibt keine Freizeit.

Die richtige Diagnose ist mehr als die halbe Lösung

Wie in der Medizin ist die richtige Diagnose bereits mehr als die halbe Lösung. Doch bis man zu einem erfolgreichen System-Diagnostiker wird, braucht es lange systematische und fundierte Schulung. So wie in der Medizin kann sich das niemand durch Publikationen aneignen, man braucht sehr erfahrene Lehrer.

Enorme Sprengkraft

Nach gut dreißig Jahren praktischer Erfahrung mit der konsequenten Anwendung der Kybernetik kann ich nur sagen, dass tatsächlich enorme Sprengkraft in ihr steckt. Man kann die hartnäckigen Probleme, die meist der Mensch selbst produziert, nachhaltig lösen und jene, die die Natur uns bietet, intelligent nutzen. Aber…

Nicht ohne Gefahr

Solange man die Kybernetik noch nicht genau genug verstanden hat und noch nicht präzise genug anwendet, fliegt einem die Eigendynamik, mit der man es zu tun hat, bald einmal um die eigenen Ohren. Die Sprengkraft der Kybernetik ist wie Dynamit. Sie kann schon explodieren, während man sie noch in der eigenen Hand hält.

Eine Frage der Verantwortung

In der Aufklärung über das Meistern von Komplexität liegt daher hohe Verantwortung. Soll sie gelingen, verlangt dies den Dialog. Denn es hängt von der Denkweise und Situation des „Schülers“ ab, wie man das Entscheidende erfolgreich aufzeigt. Wer in Deckung bleibt, kommt daher nicht weiter. Man muss sich diesem Thema stellen.

Die Alternative

Bis man die Einsichten der Systemwissenschaften, die über den Erfolg entscheiden, selbst im kleinen Finger hat, sollte man komplexe Systeme und Probleme von Profis untersuchen lassen. Die Lösungen, die sich durch die Systemdiagnosen ergeben, sind meist sehr einfach. Meist reicht dann die fachliche Begleitung der Umsetzung.

Die Komplexitätsfalle

Ein einfaches praktisches Beispiel für eine kybernetische Systemstudie, die sich auf sehr weit verbreitete Probleme durch hohe Komplexität und Dynamik bezieht, finden Sie in meinem Buch Die Komplexitätsfalle – Wie Komplexität auf den Menschen wirkt, vom Informationsmangel bis zum Zusammenbruch aus 2005.

Eine Fiktion

In diesem Buch finden Sie eine fiktive Geschichte über das Phänomen der informationsbezogenen Entropie, das heißt, über die Unordnung oder das Chaos, das durch den Mangel an relevanter Information entsteht, mit dem man bei komplexen Angelegenheiten grundsätzlich immer und überall konfrontiert ist.

Bittere Realität

Heute ist diese Fiktion in vielen Bereichen bittere Realität. Sie entstand zur Überprüfung meiner eigenen Diagnose- und Vorhersagekompetenz. Sie konzentrierte sich auf die Frage, was in der Gesellschaft passieren wird, wenn die wichtigsten Autoren, die im vergangenen Jahr hier vorgestellt wurden, Recht hatten. Dieses Buch wurde absichtlich hässlich gestaltet, weil es keine guten Aussichten bietet. Für gute Aussichten muss man das Passende gegen herrschenden Informationsmangel tun. Die Anleitung? Einfach wieder oben zu lesen beginnen.

Maria Pruckner entwickelt seit 1992 verlässliche kybernetische System-Modelle und Denkwerkzeuge für den professionellen Umgang mit hoher Komplexität und Dynamik. Als Beraterin, Trainerin und Coach auf diesem Gebiet gehört sie weltweit zu den am längsten dienenden Problemlösern in der Praxis. Sie arbeitet stark vernetzt mit international führenden Experten aus Wissenschaft und Praxis. Im Rahmen ihres Unternehmens in Wien stattet und bildet sie Führungskräfte sowie interne und externe Experten aus, die in Unternehmen und Institutionen komplexe Situationen professionell meistern müssen.

Wie geht es Ihnen mit dem Meistern von Komplexität?
Schreiben Sie Ihre wichtigste Frage an Maria Pruckner.
Sie wird darauf eingehen.

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