Manager als Künstler?

Kolumne "Hirt on Management". Folge 47. Warum Manager mehr mit Künstlern gemein haben, als sie denken.

In unserer Rubrik „Hirt on Management“ beantwortet Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach und Keynote Speaker alle zwei Wochen Fragen von Managern zu herausfordernden Situationen und kritischen Entscheidungen.

Frage:

Letztens habe ich ein Interview mit Donald Trump aus den späten Neunzigern gesehen, in dem er sich selber nicht als Geschäftsmann, sondern als Künstler bezeichnet. Was meint er damit?

Michael Hirt antwortet:

Diese, auf den ersten Blick etwas irritierende, Aussage ergibt für mich aus mindestens zwei Blickpunkten her, durchaus Sinn.

Das schöpferische Element
Erstens, ist eines der wesentlichen Elemente der klassischen Künstlerdefinition, das schöpferische Element.

Ein Künstler ist jemand der gestaltend und schöpferisch wirkt und, zumindest in einer Sichtweise der Kunst, dadurch einen Einfluss auf die Umwelt ausübt.

Genau das macht auch ein Unternehmer oder Manager, wenn er oder sie Produkte oder Dienstleistungen herstellt und/oder in den Markt bringt. Es handelt sich dabei um einen schöpferischen Akt, der einen Einfluss auf die Umwelt ausübt.

Im klassischen Bild wird der Künstler meist als heroischer, allein Schöpfender gesehen. In Wirklichkeit, wie wir am Beispiel von Rembrandt und seinem Atelier und Andy Warhol uns seiner „Factory“ sehen, muss dieses Bild bereits für den Künstler relativiert werden.

Der Manager ist jedenfalls typischerweise kein allein leistender, sondern im Gegenteil, eine der wesentlichen schöpferischen Leistungen des Unternehmers oder Managers liegt darin, Menschen so zusammen zu bringen, zu motivieren und zu organisieren, dass gemeinsam schöpferische Ziele erreicht werden.

Management ist mehr als Checklisten
Zweitens, besteht gutes Management auch nicht ausschließlich aus dem sturen Abarbeiten von Checklisten.

Gute Unternehmer und Manager lassen sich von ihrer Intuition, Bauchgefühl und dem "sechsten Sinn", als ergänzende Elemente zur systematischen Analyse und Vorgangsweise, leiten.

Die systematische Vorgangsweise ist kein Widerspruch zur intuitiven Vorgangsweise, im Gegenteil, durch die systematische und professionelle Vorgangsweise, schaffe ich die Zeit, Gelegenheit und Ressourcen für die Anwendung von Intuition, Vorstellungskraft und Kreativität, ohne die im Leben nichts Bedeutendes erreicht werden kann.

Wenn das Abarbeiten von Checklisten auf dem Niveau "Malen nach Zahlen", übrigens der einzige Beitrag der Manager wäre, müsste man tatsächlich die Managergehälter drastisch herabsetzen.

Das Wichtigste in Kürze

Wir sprechen beim "Manager als Künstler" nicht von Managern, die in ihrer Freizeit farbenfrohe Schüttbilder a la Jackson Pollock 1946 machen, sondern von Managern, die durch ihr Management-Handeln gestaltend und schöpferisch tätig werden und sich dabei in vielen Situationen von ihrer Intuition, Bauchgefühl und dem "sechsten Sinn", als ergänzende Elemente zur systematischen Analyse und Vorgangsweise, leiten lassen.

In „Hirt on Management“ beantwortet Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor alle 2 Wochen Fragen von ManagerInnen zu herausfordernden Situationen und kritischen Managemententscheidungen.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an: karrierenews@diepresse.com

Die Fragen werden anonymisiert beantwortet.

Ausblick: Die nächste Kolumne von Michael Hirt erscheint am 8. Juni 2017 zur Frage: List für Manager.

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

Dr. Michael Hirt, geboren 1965 in Wien, ist Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor. Hirt verhilft Führungskräften zu schnellen Leistungs- und Ergebnissteigerungen, mit hoher Auswirkung auf den Erfolg ihres Unternehmens. Er studierte in Österreich, Kanada (McGill) und Frankreich (INSEAD MBA) und ist weltweit tätig.

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