Warum es gefährlich wird, wenn der Chef das Handtuch wirft.
Mitunter wird es im Wirtschaftsleben so eng, dass Führungskräfte ihr Mandat zurücklegen. Salopp heißt es dann: Geschäftsführer X oder Manager Y „wirft das Handtuch“. Das tun sie vielleicht wirklich – zu Hause oder im Fitnesscenter, wenn sie ein gebrauchtes Handtuch im Schmutzwäschekorb entsorgen.
Tatsächlich kommt die Phrase vom geworfenen Handtuch aus dem Boxsport und hat eine ganz andere Bedeutung: Es ist nicht der Boxer, der das Handtuch wirft, sondern sein Betreuer. Erkennt Letzterer, dass sein Schützling so schwer angeschlagen ist, dass er nicht mehr weiterkämpfen oder von sich aus aufgeben kann, weil der Gegner „mit harten Bandagen kämpft“ (ebenfalls ein Boxerausdruck), wirft er ein Handtuch in den Ring. Im Box-Englisch lautet die Phrase unmissverständlicher als im Deutschen „to throw in the towel“. Der Referee bricht daraufhin den Kampf ab.
Der angezählte Manager ist also gar nicht in der Lage, selbst das Handtuch zu werfen. Es ist vielmehr der Aufsichtsrat, der die Führungskraft per Handtuchwurf aus dem Ring entlässt. Wirft der Chef das Handtuch, wird es hingegen für die Mitarbeiter gefährlich: Dann sind sie ihren Job los.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2014)