Warum „Jungdynamiker“ höchst uninspiriert sind.
Die zwei sind so gemein wie Tom und Jerry, so legendär wie Modern Talking und so unzertrennlich wie das sprichwörtliche „dynamische Duo“ Batman und Robin: die Eigenschaftswörter jung und dynamisch.
Sie verschrecken in Stellenanzeigen nicht nur die älteren Jobsuchenden, sondern sind ganz offen diskriminierend. Sie ringen uns ein Lächeln ab, wenn der vor zwanzig Jahren gegründete Chor mit ihnen wirbt. Jung und dynamisch sind nichtssagend – und damit eine echte Sprechblase.
Das vielzitierte dynamische Umfeld eines Unternehmens könnte genauso gut heißen, dass die Fluktuation hoch ist. Und welcher Marktteilnehmer würde heute behaupten, dass seine Branche nicht bewegt ist, sondern vielmehr statisch?
Jung oder zumindest jung geblieben sind heute ohnehin alle Menschen. Trotz der hohen Lebenserwartung will niemand alt werden. Noch nie wollten so wenige 20- bis 30-Jährige erwachsen werden wie heute.
Eines muss man den „Jungdynamikern“ lassen. Sie gehen offen mit ihrer Uninspiriertheit um. Denn: Ihnen sind augenscheinlich keine treffenderen Zuschreibungen eingefallen.
michael.koettritsch@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2014)