Warum „Wir sind auf einem guten Weg“ oft gar nichts Gutes bedeutet.
Aus der Managementperspektive ist nicht der Sommer, sondern der Herbst die heiße Jahreszeit. Aufträge und Bestellungen müssen jetzt fixiert werden. Schließlich sind die Budgetgespräche schon angebrochen oder beginnen in Kürze. „Wir sind auf einem guten Weg“, heißt es in diesen Tagen immer wieder. Entweder weil die Lage tatsächlich so sensationell ist. Oder weil sie so aussichtslos ist, dass Zweckoptimismus als einzige Option gesehen wird. Oder weil gesetzliche Vorschriften die Wahrheit auszusprechen nicht zulassen. Die Aussagekraft vom Guten-Weg-Sager hat also nur Sprechblasen-Qualität.
Mit dem guten Weg ist es so eine Sache: Wer gerade auf einer Geröllhalde wandert, für den mag schon die geschotterte Forststraße ein guter Weg sein. Wem üblicherweise rote Teppiche ausgerollt werden, der wird den nackten Asphalt hingegen kaum als gut erleben. Gut ist also relativ.
Doch selbst der subjektiv beste Weg bringt nichts und entzaubert die Phrase als hohlen Managementsprech: Denn was nützt es letztlich, auf einem guten Weg zu sein, ohne auch gut unterwegs zu sein. Und nur darauf kommt es an – nicht nur vor den Budgetgesprächen.
E-Mails an: michael.koettritsch@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2014)