Warum wir Suboptimales nicht lieben und es trotzdem normal ist.
Wer suboptimale Ergebnisse liefert, der sollte an sich nicht unzufrieden sein. Klar, perfekt war es nicht, sonst wäre es ja optimal gewesen. Die Qualität lag eben mehr oder weniger unter dem Optimum. Es gibt also Luft nach oben oder Potenzial, wie man so sagt. Immerhin aber ist das Ergebnis nicht gänzlich hoffnungslos – sollte man meinen.
Wäre da nicht der beschönigende Sprachgebrauch: Wer Suboptimales abliefert, hat schlecht gearbeitet und hat nichts anderes als Schrott produziert. Nun lässt sich auch mit Altmetall Geld verdienen, ganz so einfach aber ist es nicht. Glänzen lässt sich damit kaum.
Der deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder hat den Begriff „suboptimal“ nach einem nicht so geglückten TV-Auftritt im Jahr 2005 populär gemacht. Seitdem sind die Adjektive „schlecht“, „miserabel“ und „grottig“ arbeitslos. Dabei ist „suboptimal“ in der wissenschaftlichen Literatur schon länger geläufig, seit 2004 hat ihn auch der „Duden“ in sein Repertoire aufgenommen.
Das Suboptimale scheint ganz normal zu sein, wie es Jörg Lau einmal in der „Zeit“ formuliert hat: „Die Aussöhnung mit dem Suboptimalen ist die Ankunft in der Wirklichkeit.“
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2014)