Huhu, ich bin ein Geist

Warum „Ghosting“ die neue Funkstille ist.

Mails sind dankbar: schriftlich zwar, doch nicht so bedeutungsschwer wie und kurzlebiger als Briefe. In Mails wird folglich eifrig geflunkert. Schließlich muss man dem Adressaten der Botschaft nicht in die Augen sehen. Und der kann sich bekanntlich kein Bild davon machen, ob man nicht vielleicht doch rot wird.

Besonders gern wird mit der Wahrheit flexibel umgegangen, wenn die Korrespondenz über Kooperationen, Deals etc. jäh abreißt, sich das Gegenüber lang nicht meldet, irgendwann doch antwortet und sich damit zu entschuldigen sucht, dass das Mail a) im übervollen Posteingang untergegangen sei oder b) auf unverständliche Weise im Junk-Ordner gelandet sei oder die Antwort c) leider im Postausgang hängen geblieben sei.

Mehr oder weniger reumütig wird das schlechte Gewissen erwähnt und ein „Sorry“ eingeflochten.

Die lange Pause, die zwischen den erwähnten Mails liegt, heißt: „Ghosting“. (Danke an „Sprechblase“-Leserin Saskia W. für diesen Hinweis.) Huhu, ich bin ein Geist. Ich bin nicht da. Und Geister können zwar herumgeistern, aber sicher keine Mails schreiben.

In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter der Ressorts "Management & Karriere" und "Arbeitswelten" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

("undefined", Print-Ausgabe, 16.04.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.