Sprechblase Nr. 229. Warum „Core“ selbst öde Themen aufregend macht.
Wie motzt man im Business-Sprech Inhalte auf, die an der Schnarchgrenze vegetieren? Man greift in die Anglizismuskiste und setzt ihnen ein – Achtung Sprechblase – „Core“ voran. Schon wird aus dem Thema ein Core-Thema, dem Geschäft ein Core-Geschäft und dem Team ein Core-Team. Aufregend. Aufregender als Kern-Thema, -Geschäft, -Team etc.
Also gibt es Core-Segmente, -Werte und -Immobilien (angeblich die Besten der Besten). Absurd wird es bei Core-CEE-Ländern. Welche Staaten zu den zentral- und osteuropäischen zählen, ist an sich schon unklar, wer deren Kern bilden soll, dann umso mehr.
Und: kein Kern ohne sein Gegenteil, etwa Non-Core-Kreditportfolio. Die hochgezüchtete Obstindustrie aber hat das bislang verschlafen: Immer noch will sie uns „kernlose Weintrauben“ verkaufen – anstatt Non-Core-Weintrauben.
In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.
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