Sprechblase Nr. 231. Warum „eng abstimmen“ von wenig Vertrauen zeugt.
Man kann es als Prädikat verstehen, sich mit mit seinen Vorgesetzten – Achtung, Sprechblase – „eng abstimmen“ zu dürfen (oder zu müssen). Schließlich ist es ja fein, mit der Führungsriege auf Tuchfühlung und nahe am Auge des Orkans zu sein – also dort, wo entschieden wird. Richtig gehört: Das ist eine passive Konstruktion. Andere treffen die Entscheidungen.
Man könnte daher „eng abstimmen“ auch als ein An-der-kurzen-Leine-Führen verstehen: Der Aktionsradius ist eingegrenzt und definiert, wo man hingehen darf. Man kann an der Leine zerren, ausreißen aber ist meist unmöglich. Vertrauensvoller Umgang sieht anders aus, selbst wenn ein Korridor, in dem man sich bewegen soll, und eine Richtung vereinbart sind.
Doch eine Leine braucht es ebenso wenig wie einen Beißkorb. Und Sitz, Platz und Fuß kann man sich auch sparen.
In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.
Die gesammelten Kolumnen finden Sie hier.