Sprechblase Nr. 286. Warum der „Talentismus“ die neue Recheneinheit ist.
Reframing, das Umdeuten, ist momentan in Mode: Probleme werden zu Herausforderungen, Unvermögen zum Möglichkeitsraum, Fehler zu Lernchancen. Bemerkenswert ist daher, dass sich der Begriff Fachkräftemangel ebenso hält wie der War for Talents. Letzterer lässt erahnen, wie wir vorgehen, wenn es wirklich ernst wird: kriegerisch.
Friedfertige versuchen daher, den Begriff – Achtung, Sprechblase – „Talentismus“ zu etablieren. Talent löse das Kapital ab, so wie in der Industrialisierung das Kapital das Handwerk, und werde zur neuen Recheneinheit, sagen sie. Für die verbleibenden Talente heißt das, dass ihre Potenziale noch effizienter entwickelt und genutzt werden.
Es heißt auch: Wollen sie die besten Leute, müssen Unternehmen bei den Lernchancen aufpassen, den Möglichkeitsraum hinter sich lassen. Sonst stehen sie vor einer Herausforderung.
In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.
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