Sprechblase Nr. 291. Warum „implementieren“ eine wahre Kunst ist.
Die Unternehmen wehren sich ein wenig gegen das Bild, potenziellen Mitarbeitern den roten Teppich auszurollen, um sie ins eigene Haus zu lotsen. Aber sie tun es, in manchen Branchen sind sie geradezu dazu gezwungen. Das Bild ist deshalb unbeliebt, weil es körperlich fast wehtut: Denn wer den Teppich ausrollt, muss sich bücken.
Tagtäglich wird in Unternehmen auch noch anderes ausgerollt. Oder, wie man das heute – Achtung, Sprechblase – nennt: Es wird „implementiert“. (Software-)Programme ebenso wie Regeln oder Prozesse.
Implementieren klingt so simpel. Aber nur, wenn man die lateinische Wurzel des Begriffs sehr wörtlich nimmt und mit dem Neuen einfach etwas „anfüllt“.
Wem es aber gelingt, das Neue nicht nur zu verordnen, sondern es in der Organisation zu verankern, dem darf man jedenfalls den roten Teppich ausrollen.
In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.
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