Sprechblase Nr. 299. Warum „evidenzbasiert“ so gut wie alles rechtfertigt.
Wer sich für die nächste Verhandlung rüsten möchte, kann im Internet nach Killerargumenten suchen. Im Netz finden sich endlose Listen mit mehr oder weniger tödlichen Aussagen.
Wer es weniger brachial anlegt und dennoch todsicher argumentieren möchte, der benötigt neuerdings nur noch ein Wort. Das lautet – Achtung, Sprechblase – dieses oder jenes sei „evidenzbasiert“ (als Alternative kommt eventuell auch faktenbasiert infrage). So wie man es eben gerade für die eigene Argumentation braucht. Welche Evidenz oder welche Fakten der Aussage tatsächlich zugrunde liegen, ist nicht so wichtig.
Das ist wie mit den Studien: Irgendjemand hat sicher irgendwo irgendwelche fünf Personen befragt, um irgendwelche Thesen bestätigt zu sehen. In diesem Sinn heißt es künftig: Glaube keiner Evidenz, die du nicht selbst gefälscht hast.
In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.
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